Rap-Song aus Thailand wird als Bedrohung für die nationale Sicherheit eingestuft


Zu dem Urteil des Gerichts schrieb die Gruppe Rap Against Dictatorship (R.A.D.) auf Facebook: „Etwas zu erschaffen, um zu reformieren, verbessern oder zu ändern, scheint in einem totalitären Land aktuell schwierig zu sein, aber die Zeit wird bald kommen“

Die Rap-Gruppe Rap Against Dictatorship (R.A.D.) steht nicht zum ersten Mal im Visier der Regierung Thailands. In den vergangenen Jahren richteten die Rapper sich inhaltlich immer wieder gegen die Militärdiktatur und Mitglieder der konstitutionellen Monarchie. Nun wurde ein Song mit dem Namen „Patiroob“ (zu Deutsch: „Reform“) von einem Gericht als Bedrohung für die nationale Sicherheit des Landes eingestuft. Als Konsequenz verschwand der Song nun aus dem Internet.

Ein regierungskritischer Song verschwindet aus dem Netz

Am 7. wurde das Musikvideo zu „Patiroob“, der bereits im Jahr 2020 veröffentlicht wurde, vom offiziellen YouTube-Account von R.A.D. gelöscht. Der Grund: Ein Gericht beschrieb den Text des Liedes, der die Idee sozialer Gleichheit propagierte, als „obszön“ und erkannte in den Strophen Drohungen gegenüber dem amtierenden Premierminister sowie dem herrschenden König. Aus dem Gerichtsurteil geht außerdem hervor, dass sich in den sozialen Netzwerken der Band Monarchie-kritische Stimmen in den Kommentaren unter dem Song gehäuft hatten. Das Musikvideo zum Song, den die Band laut eigener Aussage nun von allen Plattformen entfernt ließ, zeigte Aufnahmen einer regierungskritischen Demonstration in Bangkok. Auf der Facebook-Seite der Gruppe findet man nun ein Statement zu dem Urteil, das mit folgendem Satz endet:

Etwas zu erschaffen, um zu reformieren, verbessern oder zu ändern, scheint in einem totalitären Land aktuell schwierig zu sein, aber die Zeit wird bald kommen

R.A.D. prangern in ihren Texten gesellschaftliche Missstände in Thailand an:

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Was bedeutet das Urteil für Thailands Musiklandschaft?

Inhaltlich ging es in „Patiroob“ um den repressiven und gewaltsamen Umgang mit Pro-Demokratie-Demonstrant*innen durch die Regierung und um staatliche Korruption. Weiterhin verurteilt der Song die aktuelle Regierungsbildung, die auf einem Staatsstreich basiert. Der Anwalt Tittasat Soodsan, der einen der Rapper von R.A.D. bei der Anfechtung des Song-Verbots unterstützte, zeigte sich gegenüber dem News-Portal „Prachatai“ über das Urteil besorgt. Das Gericht hätte sich bei dem Urteil nämlich nicht nur auf den „obszönen“ Text bezogen, sondern auch auf Reaktionen von Fans im Internet, die sich regierungskritisch äußerten. Dieser Umstand könne für große Unsicherheiten und Angst innerhalb der Musikbranche Thailands sorgen. Der Rapper Dechathorn, Mitglied von R.A.D., zeigte sich zudem verärgert darüber, dass die künstlerische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Problemen durch Rap als Bedrohung für die Sicherheit des Landes angesehen werde. Zusammen mit seinem Anwalt berät er aktuell in Berufung des Urteils zu gehen.

Die Geschichte erinnert an einen ähnlichen Fall in Spanien

Die Verhaftung des spanischen Rappers Pablo Hasél sorgte Anfang 2021 in mehreren spanischen Städten für heftige Auseinandersetzungen zwischen Demonstrant*innen und der Polizei. Dem Rapper wurden damals Beleidigung der Monarchie und Verherrlichung des Terrorismus vorgeworfen, worauf er zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt wurde. Grundlage für das Urteil waren Songzeilen des Rappers sowie diverse Äußerungen auf Twitter. Seine Inhaftierung wurde von Teilen der Bevölkerung als Angriff auf die Meinungsfreiheit angesehen.

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