Rau aber herzlich


Es gab ein Jubiläum zu feiern. Zum 30jährigen Bestehen der Konzertagentur Lippmann & Rau bat das Münchner Hilton Hotel Fritz Rau zur Talkshow. Gelegenheit für ihn, genüßlich zu dozieren und aus seiner soeben veröffentlichten Biografie „Buchhalter der Träume“ Anekdotisches zu zitieren. Seine berufliche Maxime: „Ich ‚verknalle‘ mich in die Künstler -— und dann passiert es, daß für mich am Abend die Sonne aufgeht.“

So muß es wohl auch damals gewesen sein, als er 1954 den Posaunisten Albert Mangelsdorff traf. Diesen Mann wollte und mußte er auf die Bühne bringen, koste es was es wolle! Und Fritz schaffte es. Sein Traum, selbst auf dei Bühne „seinen Künstler“ ankündigen zu dürfen, ging in Erfüllung.

Doch die Wirklichkeit eines Konzertveranstalters zeigte auch schnell ihre Schattenseiten: wundgelaufene Füße (die geliehenen Schuhe waren zwei Nummern zu klein), blankgescheuerte Nerven kurz vor Konzertbeginn (noch heute hört er auf den Spitznamen „Ayatollah Choleri“) und dann der große Moment, wo er zitternd auf die Bühne ging und einem Mikro gegenüberstand, das ihm nur zum Bauch reichte. Unfähig, das verflixte Ding hochzuschrauben, kündigte er knieend Albert Mangelsdorff an …

30 Jahre Musikbusiness haben ihm auch heute noch nicht den Enthusiasmus genommen, und noch immer bleibt er lieber im Hintergrund und sorgt dafür, daß „seine“ Künstler im richtigen Licht auf der Bühne erscheinen. Ein gelungenes Konzert ist für ihn das Größte der Gefühle: „Besser als Bergsteigen. Eine Tournee ist etwa so, als würde man einen 12.000er ohne Sauerstoffmaske erklimmen. „

Was wiederum fasziniert die Musiker an Rau? Konstantin Wecker, ebenfalls anwesend und zu diesem Punkt befragt, beschreibt es so: „Seine Fähigkeit als Geschäftsmann, als harter Geschäftsmann, der aber nie seinen Idealismus verloren hat, der heute immer noch ’spinnen‘ kann, der sich nie hat unterkriegen lassen. Für mich gibt es keinen anderen Veranstalter. „

Wer über diesen außergewöhnlichen Mann mehr erfahren möchte, dem sei oben erwähntes Buch von Siegfried Schmidt-Joos und Kathrin Brigl empfohlen: „Buchhalter der Träume“.