Reading 80 Headbanger Nation für 3 Tage


Das glorreiche Reading-Feshval hat in den 20 Jahren seiner einzigartigen Geschichte auch schon bessere Zeiten gesehen. Ausgerechnet das Jubiläumsfest entpuppte sich als Tribut an einen Trend, der sich auf der Insel wie auch auf dem europäischen Festland breitmacht: Heavy Metal rules the nation! Hard- und Heavybands bestimmten das line up von Anfang an. Bands, die noch vor Wochen zur Diskussion standen wie Ian Hunter zum Beispiel, Hazel O’Connor oder Squeeze tauchten auf dem endgültigen Programmzettel schon gar nicht mehr auf. Und von denen, die „hundertprozentig“ dabei sein sollten, verzichteten schließlich die Q-Tips (Soul), die Headboys (Pop), Gary Moores G-Force sowie Ossie Osborne auf ihren Auftritt. Unter den Ersatzbands traten übrigens Slade an, die im Einheitsbrei sogar noch für einen Lichtblick gesorgt haben sollen.

Am abwechslungsreichsten gestaltete sich wohl noch der erste Tag (Freitag) dieses lauten, bierseligen Spektakels. Red Alert und der 01-Band fiel die undankbare Aufgabe zu, das Publikum auf das Geschehen einzustimmen – sie taten es auf belanglose Art aber immerhin in der Erfüllung des Heavy-Klischees. Der Auftritt der Hellions geriet den Kids im Publikum zu punkig; sie reagierten mit Bierdosenhagel. Fischer Z mit ihrem verspielten Art-Touch stießen danach tatsächlich aui Respekt.

Nine Below Zero bestritten bei Reading ihren ersten Festival-Auftritt, das jedoch mit der Routine aus über 150 Clubgigs. Ihr Rhythm’n’Blues, vor allem die ultraschnellen Nummern, gefielen den Speedfreaks. Erst der schweizer Band Krokus gelang es schließlich, das Publikum zu entfesseln. Gute Voraussetzungen für Ian Gillan und Band, die zwar keine Überraschungen, jedoch den Deep Purple-Klassiker „Smoke On The Water“ im Repertoire hatten. Ohne Show, ohne Allüren schließlich beendete Rory Gallagher das Programm des ersten Tages.

Nach einer nächtlichen Odysee per Anhalter verzichtete ich (ohne Reue) auf einen weiteren Ausflug aufs Festivalgelände. Stattdessen genoß ich die Reggae- und Calypso-Klänge beim Nottinghill Gate-Carnival der Schwarzen, während in Reading UFO, Iron Maiden und andere über die Bühne tobten.