Reggae, Roots & Rasenspiel
Es hätte nicht viel gefehlt und Mark Myrie aka Buju Banton würde statt auf Bühnenbrettern überden grünen Rasen hüpfen.
Soccer und Reggae: Bob Marley zog sich in jeder Studiopause die Fußballschuhe an, Buju Banton hat es gar noch weitergebracht: „Mir gehörte einst ein Fußballclub, wir spielten in der jamaikanischen ersten Liga, wurden zweimal hintereinander Meister. Aber heute kicke ich nur noch in meiner Freizeit. „Seit Ende der 80er Jahre hatte sich der 1973 geborene Buju mit Hits wie „Love Mi Browning“ und „Big It Up“ zur Stimme der Ghetto-Jugend aufgeschwungen. Dabei greift der Jamaikaner seit jeher die Drogenlords, ihren korrupten Materialismus und die Waffenverherrlichung an: „Sell the mos’crack, cocaine, heroin an‘ opium/dem no want see the ghetto youth elevate out a’the slum … “ Mit „How Massa God World A Run“ eröffnet der raukehlige Deejay eine Serie von Hits, die eine spirituelle Lösung seiner Wut suchen und stellenweise an die gesungenen Predigten Bob Marleys erinnern. Mitte der 90er Jahre lässt sich Buju Banton schließlich Dreadlocks wachsen: „Ich wurde einer der ersten in einer neuen Generation von Roots-Jüngern.“ Anders jedoch als viele seiner ideologisch kompromissloseren Kollegen schätzte Buju Banton weiterhin die in der Dancehall erlernten Performance-Künste, zeigt keine Berührungsängste mit weltlichen Popstars.
Zwischen den „One Love“-Beschwörungen und weltmusikalisch aufgepeppten „Mama Africa‘-Hvmnen seines neuen Albums „Friends For Life“ zitiert der Deejay „Up Yea Mighty Race“, eine Rede des Black-Power-Propheten Marcus Garvey: „junge Menschen überall auf der Welt haben von seiner Philosophie gehört. Carveys Botschaft ist heute so aktuell wie vor einem halben Jahrhundert, auch wenn die Propagandamaschine des Westens nur Lügen über den Schwarzen Kontinent verbreitet.“Seien nicht, so Buju, viele der herzergreifendsten Musiker, menschenfreundlichsten Philosophen und selbstlosesten Prediger Kinder Afrikas? Früher hätte er noch die Fußballer mitgezählt. www.anti.com