Acht Eimer Hühnerherzen
Musik
Kidnap/Cargo (VÖ: 18.3.)
Nun auch mit Tod, Glockenspiel und sogar E-Gitarre: Wenn schon Punk, dann diesen!
In „Genug“ brechen Acht Eimer Hühnerherzen die eigene Grundregel: Da lärmt zum atonalen Ende eine echte elektrische Gitarre. Es war die einzige Regel, die sich die Berliner Band selbst gegeben hatte, auf ihrem dritten Album mit dem schönen, wenn auch naheliegenden Titel MUSIK landet sie nun auf dem Müllhaufen der Punk-Geschichte. Und? Auch schnurzegal!
AmazonDenn Apokalypse Vega, Herr Bottrop und Bene Diktator, die zur Texterin/Sängerin umgeschulte Künstlerin und die beiden Kreuzberger Institutionen, erweitern ihren extrem unterhaltsamen, aber trotzdem unpeinlichen Dada-Punk nicht nur musikalisch mit Posaune, Cello, Klavier, Glockenspiel und der eigentlich verbotenen E-Gitarre, sondern auch inhaltlich mit immer mehr Ernsthaftigkeit.
Die einzig denkbare Punkband im Jahr 2022
Nicht, dass Frau Vega hinter ihrer grandiosen Absurdität nicht schon immer einen heiligen Ernst und eine unendliche Traurigkeit versteckt gehalten hätte, nicht dass noch das schwerste Thema mit naivem Humor gebrochen wird, aber nun hat sie Songs geschrieben über die Unmöglichkeit einer Beziehung zu einem Bipolaren („Straße der Gewalt“), über die Sinnlosigkeit der Selbstfindung („Sartre“), und dann mit „Requiem“ auch noch eine Lied übers Sterben, das einerseits sehr frustriert, aber doch vor allem tröstet.
„Wenn wir sterben, liegt alles einfach rum / Alle Gründe, jedes Kohlenstoffatom“, singt Vega, aber eben auch: „Und eines Tages sind alle Hunde tot / Keine Dramen und jedes Angebot / Und keine Schwermut, kein kurzes Glück mehr droht.“ Und dann setzt die Posaune ein, eine Träne schleicht sich ins Knopfloch und man denkt: Acht Eimer Hühnerherzen sind einfach toll. Nicht nur die einzig denkbare Punkband im Jahr 2022, sondern die Band, die man unbedingt braucht, auch wenn man das gar nicht wusste, bis man sie dann hört.