Actress

Ghettoville

Werk Discs/Ninja Tune/Rough Trade 24.1

Soll es das gewesen sein? Das vielleicht letzte Album des britischen Techno-Avantgardisten Actress ist wie immer ein Pflichtkauf.

Glaubt man dem als Abschiedsbrief verkleideten Pressetext zu GHETTOVILLE und ist man halbwegs in der Lage, ihn zu deuten, heißt es: Darren Cunningham, dieser verhinderte Fußballer, der zum Techno-Umkrempler geworden ist, verabschiedet sich mit Album Nummer vier aus diesem Musik-Ding, das ohne ihn doch weitaus langweiliger wäre.

Nun gut, kryptisch gab sich Cunningham schon immer, sein letztes Album als Actress hieß R.I.P. und behandelte Vergänglichkeit und Tod. Es folgt also die vielleicht letzte Actress-Platte. Dass es sich bei ihr um GHETTOVILLE handelt, ist besonderer Aufmerksamkeit würdig. Cunningham hatte das Album bereits vor einigen Jahren fertiggestellt, sogar die Tracklist veröffentlicht und es als offiziellen Nachfolger zu seinem Erstling HAZYVILLE angekündigt, der 2008 veröffentlicht wurde. Was auf den 16 Tracks des Albums geschieht, ist jedoch näher an den skelettierten, unbequemeren Actress-Stücken der jüngeren Vergangenheit, als an den früheren, schnelleren.

In „Rims“ lässt Cunningham mit stoischer Gelassenheit den Wahnsinn agieren. Kassetten-Techno, wie das beunruhigend aufmunternde „Gaze“ paart sich mit heruntergepitchtem Witch House in „Rap“; es gibt verhärmte Klänge, geschlagen aus Drone, verschwommenen Texturen und knisternden Halb-Beats, die noch nie das Tageslicht gesehen haben. Das hat mit Tanzmusik nichts mehr zu tun. Actress hat seine eigene Soundwelt erschaffen und droht uns, die Tür dorthin endgültig zuzuschlagen und den Schlüssel wegzuwerfen. Wenn er es wirklich tun würde, wäre das eine Tragödie.