Algiers
There Is No Year
Matador/Beggars/Indigo (VÖ: 17.1.)
Trotz innerer Kämpfe und Kontrollverlust: Das Quartett aus Atlanta präsentiert seinen Industrial-Soul durchdacht und smooth.
Algiers sind eine Band, die sich politisch engagieren will. Die sich für sozial schlechter Gestellte und die Rechte des Einzelnen starkmacht. Auf ihrem Debütalbum ALGIERS von 2015 sowie dem zwei Jahre später erschienenen THE UNDERSIDE OF POWER konnte man ihren Wunsch nach einem grundsätzlichen Wandel in der Gesellschaft überdeutlich heraushören.
AmazonIhr drittes Album THERE IS NO YEAR befasst sich nun mit der Erkenntnis, dass sich viele Dinge nicht so schnell ändern lassen. Oder sogar überhaupt nicht. Die ungemütliche Mischung, die einem in elf Songs entgegenschwappt, reicht von Einsicht, über das Entgleiten jeglicher Kontrolle bis hin zum Wanken zwischen dem Glauben an eine bessere Zukunft und absoluter Hoffnungslosigkeit.
Doch während die parolig anmutenden Lyrics von Sänger und Multiinstrumentalist Franklin James Fisher sonst nur schwer bekömmlich daherkamen, bietet sich einem diesmal ein kompakt brachiales Gesamtpaket dar. Es mag tatsächlich an dem Produzentenduo Randall Dunn (Sunn O)))) und Ben Greenberg (The Men) liegen, dass die immer noch heißpolitischen Diskurse der US-Gruppe aus Atlanta in so einem wohlstrukturierten Rahmen stattfinden.
In jedem Fall kann sich Fishers Brodelstimme immer in der allerersten Reihe, vor allem Soundgewummse klar und strahlend positionieren. Eben so, als würde er über den Postpunk-Gospel-Soul thronen, den Lee Tesche, Ryan Mahan und Ex-Bloc-Party-Boy Matt Tong einzig für ihn anzustimmen scheinen. Zwar singt er im Titeltrack eine Zeile wie „Some days I forgot I should feel“ und schleudert sich und jedem, der ihm zuhört, in heftigste Depri-Untiefen, aber der dazugehörige rabiat-melodische Rhythmus lässt einfach immer in Bewegung bleiben. Also egal, wie sehr alles vor die Hunde geht: man macht weiter, oder?