All Is Lost :: Von J.C. Chandor, USA 2013
Was tun, wenn alles verloren ist? Robert Redford gibt die Antwort in einem epochalen Film.
Hilfe. Fuck. Gott. „All Is Lost“ ist kein Film großer Worte. Sieht man von einem eingangs aus dem Off vorgetragenen Abschiedsbrief ab, gibt Robert Redford im Verlauf der Handlung genau diese drei Wörter von sich. Hilfe. Fuck. Gott. Sonst bleibt er – und mit ihm der Zuschauer – in diesem großen Film allein. Mit sich. Mit 76 Jahren Lebensalter. Mit der endlosen Weite des Meeres. Und mit der Aussicht darauf, an Bord seiner Leck geschlagenen Segeljolle langsam, aber sicher abzusaufen. Hilfe.
Und doch kommuniziert J. C. Chandor in seiner zweiten Regiearbeit stets alles, was man wissen muss, um auf der Höhe der Handlung zu sein. Redfords Mimik ist ein offenes Buch in dieser Auseinandersetzung des alten Mannes mit dem Meer, die letztlich schon im Titel vorwegnimmt, dass es sich um eine Konfrontation mit der einzigen Gewissheit handeln wird, die es im Leben gibt: das Sterben. Es ist nicht so, dass das Ein-Personen-Drama an irgendeinem Punkt die Segel streichen würde.
Im Gegenteil: Je sicherer das Ende zum Greifen nahe erscheint, desto mehr gibt sich der Skipper Mühe, das Unausweichliche zu vermeiden. Das ist deshalb so albtraumartig beklemmend, weil den erfahrenen Seemann keinerlei Schuld trifft: Viel Zeit verwendet der Film darauf, ihm dabei zuzusehen, wie er jeden Handgriff richtig anlegt, jeden Knoten sorgfältig und umsichtig bindet und immer die richtige Antwort auf das gerade bestehende Problem weiß, auch wenn längst klar ist, dass der Untergang besiegelt ist. Fuck.
Es ist eine One-Man-Show, wie es sie das Kino eigentlich nicht kennt, sieht man einmal von Ausnahmefilmen ab wie „Jeremiah Johnson“ , in dem genau dieser Robert Redford schon einmal allen Widrigkeiten einer feindseligen Natur getrotzt hat. Seither sind 42 Jahre vergangen, und die haben sich in das Gesicht des Schauspielers gegraben, das immer noch jungenhaften Charme versprüht, aber eben auch genau jene Erfahrung und Gravitas, die nötig sind, um seine Performance funktionieren zu lassen. Gott. Selten war so viel Existenzialismus in einem Film, der mit zunehmender Dauer einerseits immer handfester und unmittelbarer wird, gleichzeitig aber auch zunehmend surreale Züge zu tragen beginnt, als ganz große Parabel mit einem alten Mann gegen das Meer. Und kein Schwertfisch weit und breit. Hilfe. Fuck. Gott.
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