American Football
American Football
Polyvinyl/[PIAS] Coop/Rough Trade
Das Herz auf der Zunge: Die Emo-Veteranen melden sich nach 17-jähriger Stille zurück.
Das sind ja Versatzstücke, die man ewig nicht mehr gehört hat. Diese Gitarre, die ihre Töne in den Raum wirft wie ein Hühnerbauer einzelne Körner vor seine Tiere. Dieses Schlagzeug, das sich polyrythmische Sperenzchen gestattet, „Math“ nannte man das früher, als Musik meistens noch 1,2,3,4 war. Dann irgendwann der Wumms, der ja so wichtig ist für solche Musik. Kurz gesagt: „Where Are We Now?“, der Opener des zweiten Albums der Band aus Illionois, macht eines eindrücklich klar: Mike Kinsella und seine Kollegen mögen in ihren Songs aufgeräumt und etwas mehr Anstrengung in die Produktion gelegt haben, mögen deutlich klarer klingen als seinerzeit. Auch Kinsellas Solo-Arbeiten unter dem Namen Owen haben sicher ihre Spuren hinterlassen.
Aber die Songs bewegen sich letztendlich musikalisch in ähnlichen Gebieten wie Ende des letzten Jahrtausends, bleiben verblüffend nah an dem, was man seinerzeit unter dem Begriff Emocore abheftete. Verändert haben sich indes die Inhalte, denn denken wir einmal zurück: Auf dem ebenfalls selbstbetitelten Debüt, dieser riesengroßen Platte, wurde in Tracks wie „Never Meant“ oder „Honestly?“ eher die Postadoleszenz verhandelt, das erste Hereinschmecken ins Erwachsensein. Heute ist das anders: In „Where Are We Now“ oder „Home Is Where The Haunt Is“ hat man eher den Eindruck, dass da über Defizite, über jene Troubles gesungen wird, die entstehen, wenn man schon eine Weile gelebt hat. Rockmusik für rat- und rastlose Bestager, dagegen spricht ja wirklich überhaupt nichts.