… And You Will Know Us By The Trail Of Dead
Lost Songs
Richter Scale/Superball Music/EMI 19.10.
Was für eine Lust: Die texanischen Art- und Progpunkrocker entrümpeln ihre Burg.
Keiner wirft sein Säckchen so einfach hinter sich. Ganze Armeen von Bands haben wir scheitern sehen bei dem Versuch, den Ballast, der sich über die Jahre angesammelt hatte, abzuschütteln und drauflos zu rocken wie in ihren jungen Jahren. Doch ausgerechnet der der Großmannssucht niemals unverdächtigen texanischen Band um Conrad Keely und Jason Reece gelingt auf ihrem achten Album dieses Kunststück.
Von „drauflos“ rocken konnte bei ihnen zwar noch nie die Rede sein. Ihr Rock ward von Anfang an „progressiv“ genannt. Nicht dass sie in der Tradition von Yes oder Rush in komplizierten Schrittfolgen nur ihren eigenen Schwanz gejagt hätten, das umstürzlerische, befreiende Moment des Punk und Hardcore war bei ihnen von Anfang an mit angelegt.
Doch jene, die das Vorgängeralbum Tao Of The Dead nicht so laut mitfeiern wollten, warfen … Trail Of Dead nicht von ungefähr vor, dass sie sich da zu dicht bepackt hatten. Lost Songs macht es sich da einfacher. Macht sich locker. Lässt was weg. Traut dem Riff. Weshalb diese Entrümplung tatsächlich funktioniert, ist ebenso einfach zu erklären: Es ist die pure Lust, die die aktuell als Quartett besetzte Band gepackt hat; Lebenslust sogar, die auch den Hörer gerade mitten im größten Getöse mit sich reißt oder das Stück „Obscura Obscura“ wie ein munteres Volkslied in zwei Minuten ins Ziel bringt. Auch wenn der inzwischen nach Kambodscha umgesiedelte Keely sich in seinen Texten (die „Mediabook“-Edition des Albums gibt es mit 180-Seiten-Booklet inklusive Auszug aus seinem Roman „Strange News From Another Planet“ ) wieder mit Kriegen, aktuellen und historischen Schlachten, „Game Of Thrones“, Cyborgs und einigen Gewaltigkeiten mehr herumschlägt: So viel Zuversicht und Kraft haben er und die Seinen selten ausgestrahlt.
Key Tracks: „Catatonic“, „Up To Infinity“,
„Opera Obscura“
>>>>>>>>>>CD im Heft S. 19