Andrea Schroeder
Where The Wild Oceans End
Glitterhouse/Indigo 24.1.
Sinnlich, elegant, elegisch: Die Wahl-Berlinerin betört auch auf ihrem zweiten Album mit hinreißend melancholischem Dream Pop.
In der Einsamkeit einer norwegischen Insel und in den mythenumrankten Hansa-Studios in Berlin-Kreuzberg ist Andrea Schroeders zweites Album entstanden, das – mit Verlaub – ein noch größeres Wunder ist als ihr vor gut einem Jahr erschienenes, ganz und gar wundervolles Debütalbum BLACKBIRD.
WHERE THE WILD OCEANS END ist all das: das Werk einer großen Sängerin und Songschreiberin; logische Fortführung und behutsame Weiterentwicklung des frappierenden Erstlingswerkes; eine Sammlung betörender Songs zwischen fragilem Folk, somnambulem Rock und zeitlupenhaftem Blues, die in melancho- lischer Grandezza daherwehen und in Ermangelung eines besseren Begriffes hier Dream Pop genannt seien. Wer Vergleiche braucht, der denke an Nico und Nick Cave, Ian Curtis und Juliette Gréco.
Doch die Musik von Andrea Schroeder und ihrer fabelhaften Band bedarf keiner Referenzen, sie steht ganz für sich allein: diese wunderbar rauchige Stimme; Jesper Lehmkuhls so faszinierende wie filigrane Gitarrenarbeit; die sanft swingende Rhythmusgruppe; Catherine Graindorges stupendes Spiel auf Violine und Viola. Highlights?
Die atemberaubende Lesung von David Bowies „Helden“ gehört dazu. „Dead Man’s Eyes“. „Ghosts Of Berlin“. „Until The End“. „Summer Came To Say Goodbye“. WHERE THE WILD OCEANS END ist eine Sinfonie der Großstadt. Ist Musik für einen nächtlichen Spaziergang durch regennasse Straßen, dorthin, wo die wilden Ozeane enden. Sinnlich, elegant, elegisch. Und wo bleiben die Rosen?