Andreas Dorau :: Ärger mit der Unsterblichkeit
Bureau B/Indigo
Post-NDW/Electronica: weitere Schätze aus dem Frühwerk des Musikers, der gerne mal aus dem Rahmen fällt.
Die Karriere des in Hamburg lebenden Popmusikers Andreas Dorau hatte gerade begonnen, da stand sie schon wieder vor dem Aus. 1982 war es, da wurde er mit „Fred vom Jupiter“ eher unfreiwillig Teil der NDW-Szene – und das mit einem Lied, das er bis heute nicht live spielt. Ein Jahr darauf erschien sein zweites Album Die Doraus und die Marinas geben offenherzige Antworten auf brennende Fragen. Eine Platte, die Dorau überhaupt nicht mag und die trotzdem im Zuge der Neuauflage seines Ata-Tak-Kataloges wiederveröffentlicht wurde, weil man laut Dorau „auch zu seinen Fehlern stehen muss …“ Jedenfalls hatte Dorau danach keine Lust mehr auf Musik, er ging wegen seines Studiums der Filmwissenschaften nach München und schrieb mit wechselnden Musikern nur noch sporadisch Songs, verwarf sie, begann von vorne. Fast sechs Jahre ging das so, und so entstand Demokratie. Obwohl die Lieder über so einen langen Zeitraum hinweg entstanden sind, klingt das Album homogen. Vielleicht wäre es anders gekommen, hätte – wie ursprünglich geplant – Roy Wood (The Move, ELO, Wizzard) das Album produziert, aber die Idee zerschlug sich. Dafür leistete der Filmkomponist Michael Nyman (Das Piano, Der Kontrakt des Zeichners) als Arrangeur große Arbeit. Viele der immer sehr melodiösen Songs von Demokratie werden von Oboen, Klarinetten und Streichern mit barocken Schnörkeln verziert. Diese spielerische Leichtigkeit, die Kunst, ernste Themen in heitere, bisweilen grenzdebile Texte zu verwandeln und den Indie-Rock und Dark-Wave dieser Tage zu ignorieren, machen Demokratie zu einem kleinen Meisterwerk. Auf dem Nachfolger Ärger mit der Unsterblichkeit, der immerhin vier Jahre auf sich warten ließ, war Andreas Dorau nach Streifzügen durch das Münchener Nachtleben von Rave und Acid House, aber auch ein bisschen von Breakbeats und Electro angefixt. Mit Tommi Eckart (2raumwohnung) stand ihm ein neuer Partner zur Seite. Doraus Arbeitsweise hatte sich komplett verändert: Manche Songs wurden innerhalb einer Stunde fertiggestellt. In der Nachbetrachtung hinterlässt Doraus letztes Album für sein langjähriges Label Ata Tak aufgrund der deutlich hörbaren Einflüsse aber keinen so nachhaltigen Eindruck wie Demokratie. Aber es gibt da ein paar Stücke wie das geheimnisvolle und experimentelle „Geträumt von dir“ und das verspielt-alberne „Tier im Regen“, die völlig aus dem Rahmen fallen.
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