Andreas Dorau
Aus Der Bibliotheque
Bureau B/Indigo
Die Popsongs auf dem neuen Album des auch schon 50-jährigen Veteranen der Neuen Deutschen Welle klingen so organisch wie lange nicht, haben aber ihren dadaistischen Humor behalten.
Man könnte es ein Konzeptalbum nennen, das Andreas Dorau mit AUS DER BIBLIOTHEQUE zwei Tage vor seinem 50. Geburtstag veröffentlicht. Schließlich besingt er im Eröffnungssong „Hühnerpfosten“ nicht nur die Vorzüge der Zentralbibliothek im heimischen Hamburg (Textprobe: „Taschenbücher, Periodika, Musik und DVDs, alles ist da“), sondern hat auch die Themen aller Songs auf seinem neuen Album angeblich in den Büchern der altehrwürdigen Hamburger Einrichtung gefunden – oder doch zumindest auf dem Weg dorthin.
Nun singt der Neue-Deutsche-Welle-Veteran also über die großartige Erfindung „Flaschenpfand“, das erstaunliche Element „Wasserstoff“ („Der Wasserstoff ist die Nummer eins des periodischen Elemente-Vereins“) oder in „Tannenduft“ über Fritz Honka, der in den 1970er-Jahren in Hamburg als Serienmörder unterwegs war („Tannenduft und Leichengeruch, was mag in den Plastiktüten sein“), aber lobt in „Faul und bequem“ auch überschwänglich die Vorzüge des Taxifahrens.
So Dada mancher Text auf dem Album auch wirkt, hinter dem Humor verstecken sich allzu oft Widerhaken und ein höherer Sinn – wie immer bei Andreas Dorau. Neu ist allerdings die Musik, denn sie ist diesmal organischer als bisher gewohnt, weil Andreas Dorau zum ersten Mal seit 16 Jahren ein Album mit einer Band eingespielt hat. Also quietschen nun Orgeln, klöppelt ein Xylofon und klimpert ein Banjo. Es ist gemütlicher Pop, unaufgeregter Rock, alles lebendig, aber nicht allzu jugendlich – und trotzdem ist AUS DER BIBLIOTHEQUE noch kindlich genug, um ganz eindeutig Andreas Dorau zuzuordnen zu sein.