Andreas Reihse :: Romantic Comedy

m=minimal/Kompakt

Das Mitglied von Kreidler arbeitet auf seinem Solo-Album die Traditionen der elektronischen Musik auf.

Seit 1994 arbeiten Kreidler nun schon an den Verlinkungen von elektronischen und nichtelektronischen Ästhetiken in der Musik. Das kann man „Post-Rock“ nennen, das hat man auch so genannt. Andreas Reihse ist Gründungsmitglied von Kreidler. Dass sein erstes Soloalbum auf dem relativ jungen Berliner Label m=minimal veröffentlicht wird, erscheint nur logisch. Dort ist man nicht zwangsläufig der Tagesaktualität verpflichtet, sondern eher den elektronischen Traditionen, die in ihren Umdeutungen und Interpretationen freilich höchst tagesaktuelle Ergebnisse bringen können. Kreidler stammen aus Düsseldorf, einer Stadt, die über die Jahrzehnte mit Bands wie Kraftwerk, Neu! und Der Plan vorwärtsgewandte Bands geboren hat. Es scheint ein Fluch zu sein, dass diese Herkunft immer wieder thematisiert werden muss. Zum Beispiel hier im Titel des zweigeteilten „Der lange Weg nach Düsseldorf“. Der Track mit seinen hell leuchtenden Synth-Kaskaden erinnert an Autobahn von Kraftwerk, aber eher an die zweite Seite des Albums als an den Titeltrack. Es geht um Raum und Zeit, um Repetition und unmerkliche Phasenverschiebungen in der Musik. Das finale „Hacienda Dallesandro“ arbeitet das Thema mit den Mitteln von heavy Percussions auf; es entsteht eine Art Kraut-Samba. Damit zieht Andreas Reihse unter Umgehung der in den 90er-Jahren begonnenen Re-Ästhetisierung des Krautrock eine direkte Linie von den Siebzigern ins Heute. Und tanzen kann man zu dieser Musik natürlich auch.

Key Tracks: „Der lange Weg nach Düsseldorf Pt. 1“, „Der lange Weg nach Düsseldorf Pt. 2“