Angel Olsen
My Woman
Jagjaguwar/Cargo
Die US-Sängerin und Songwriterin hat Glamour und Sexiness im Indie-Rock und Dream Pop gefunden und Lana Del Rey damit mal eben überholt.
Den ersten Song auf dem neuen Album von Angel Olsen („Intern“) möchte man gleich David Lynch schenken, auf dass er eine wunderbare Sequenz für seinen nächsten Film daraus baue und die Sängerin, die vielleicht auf der Bühne eines alten Cafés steht und ihre Stimme in den Orbit schickt, auf der Stelle ein Star werde. „Never Be Mine“ gleich im Anschluss hat mehr noch von diesem glamourösen Dream-Pop-Ding mit 50s-Unterfütterung, und die Dame Olsen singt diese Zeilen vom Träumen mit einer Sexiness, die gerade einmal Vergleiche sucht.
Es ist schon ein ordentliches Stück Weg, das die Amerikanerin bis zu MY WOMAN hingelegt hat: von Bonnie „Prince“ Billys Background-Chanteuse und den weitgehend zur akustischen Gitarre vorgetragenen Liedern auf dem Longplay-Debüt HALF WAY HOME von 2012 bis zu einer Idee von Indie-Rock, die sie mit ihrer Stimme kräftig ausmalt. Balladen mit leichtem Gitarren-Twang gibt’s auch auf diesem Album, aber Olsen singt sie für ein großes Spektakel („Heart Shaped Face“), sie hat den lasziven Unterton, den Lana Del Rey schon wieder seit Längerem sucht.
Nur auf der ganz langen Strecke geht Angel Olsen die Puste aus, über die siebeneinhalb Minuten des Titelstücks „Woman“ verliert sie sich ein wenig in Manierismen und überschaubarem Gitarren-Gewurschtel. „Pops“ zum Finale zeigt, dass sie’s auch ganz minimal kann: die Sängerin und das Piano, die Bühne ist das Wohnzimmer nebenan.