Annette Peacock :: I’m The One
Ironic Records/ www.annettepeacock.com
Free Jazz/Avantgarde: Das 1972er-Albumdebüt der multitalentierten Künstlerin zum ersten Mal auf CD.
John Coltrane, Ornette Coleman, Albert Ayler, Pharoah Anders, Archie Shepp, Don Cherry, Paul Bley – es waren die Jungen Wilden, die in den mittleren bis späten 60er-Jahren den Jazz in eine scheinbar grenzenlose Freiheit trieben. Aber erst Miles Davis transzendierte um 1969/70 herum mit seinen Alben In A Silent Way und Bitches Brew das Genre in eine rhythmisch und kompositorisch neuartige Musik, die nur noch deshalb Jazz(-rock) genannt wurde, weil die beteiligten Musiker als Jazzer galten. In diesem Klima des anything goes der frühen 70er-Jahre entstanden eine Reihe von herausragenden Platten, die ihre Kraft aus einem stilistischen Wildwuchs schöpften, der die grelle Expressivität des Free-Jazz verneinte. Danach, zum Ende des Jahrzehnts, zog sich der Jazz auf das sanfte Ruhekissen Bebop zurück, wo er vermutlich heute noch liegt. Annette Peacock, Ehefrau des Free-Jazz-Bassisten Gary Peacock, hatte im zarten Alter von vier Jahren ihre ersten Stücke komponiert, ihre späteren Avantgardekompositionen wurden vom Pianisten Paul Bley interpretiert. Aber erst 1972, im Alter von 31 Jahren, veröffentlichte sie ihr Debütalbum I’m The One. Das liegt nun, fast 40 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung und 30 Jahre nach Beginn des digitalen Zeitalters in der populären Musik, zum ersten Mal auf CD vor. Mit Musikern wie Paul Bley, Barry Altschul und Airto Moreira nimmt Annette Peacock den Blues als Ausgangsbasis für stilistische Exkursionen, die sie vorbei an den Rändern des Jazz über Jam-Rock, avantgardistische elektronische Musik bis hin zur Spoken-Word-Poetry führt. Peacocks Version von Elvis Presleys „Love Me Tender“ wird dabei zu einer düsteren, elektroakustischen Moritat. In den Jahren danach sollten Musiker wie David Bowie, Brian Eno und Busta Rhymes die Stücke von Annette Peacock covern.
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