Audio88 & Yassin
Normaler Samt
Heartworking Class/Groove Attack 13.03.2015
Schlechte Laune, gute Rhymes: Die Berliner zelebrieren HipHop, indem sie ihn einmal komplett zerlegen.
„Anti-Deutsch-Rap“ titelt „Spex“. „Zecken-HipHop“ lästern die Foren. Einen „neuen Tonfall“ hat Deutschlandradio Kultur ausgemacht. Und da sollen Audio88 & Yassin jetzt also mit rein. Einfach rinne in diesen riesengroßen Verallgemeinerungs- und Vereinnahmungssuppentopf, der da gerade mit der Aufschrift „Alternative Rap“ auf leicht erhöhter Flamme vor sich hinbrodelt.
Dabei machen die beiden Berliner auf NORMALER SAMT eher Meta-HipHop. Sie rappen – mal leise spöttelnd, mal laut beleidigend, aber immer mit feiner Beobachtungsgabe – über Rap sowie über Rapper, die über Rap rappen und Rap dadurch beleidigen, weil sie Rap nicht verstehen. Entsprechend sind ihre Texte voll von mikrokosmischen Verweisen; schon der Albumtitel ist eine Referenz an Torch (Blauer Samt) und Marsimoto (Grüner Samt) sowie die groteske Besessenheit vieler Rapper, möglichst „normal“ rüberzukommen.
Audio88 & Yassin können HipHop vor allem deshalb so leidenschaftlich hassen, weil sie ihn aus tiefstem Herzen lieben (und außerdem mittlerweile echt gut beherrschen). Highlights in diesem nur augenscheinlich inzestuösen Irrsinn ist „Gangzeichen“, auf dem die beiden Berliner rücksichtslos durch die ewigen Problemzonen „Künstler/Konsument/Kleinstadt“ und „Deutschrap/Frauen“ pflügen, sowie der Possecut „Normale Freunde“ mit unter anderem Mädness, Morlockk Dilemma und Grim104. Die Beats dazu kommen von Torky Tork und sind halt so Beats, sehr normal, dabei aber ganz geil. An einer Stelle heißt es „Lutsch‘ meinen Samt“. Das ist gaga und tiefsinnig zugleich. Für Freunde von: Feinden.