Über stumpfen Boller-Beats legt das geheimnisvolle Duo die digitale Dummheit offen.
„Ich hasse Hater“, findet der Digital Native, der „gehaltvollen Content“ für „unheimlich important“ hält, aber dann doch ein Foto vom eigenen Hinterteil postet, um sein „Social-Media-Game“ wieder auf Vordermann zu bringen. „Mein Arsch“ heißt der Song, der nach demselben Prinzip funktioniert wie alle anderen auf DU WIRST SEHEN / GRAUER STAR, dem doppelten Debütalbum von Augn: Egal ob bei Tinder („Ficki Ficki“), in den Berliner Hipster-Vierteln („Vintage“) oder unter den Möchtegern-Glücksrittern des Kapitalismus 2.0 („Bitcoin“), überall legen sie die Verlogenheit und Dummheit dieser Welt, die vor allem online stattfindet, gnadenlos offen – und das denkbar simpel, indem sie einfach die Protagonisten reden lassen, denn die demaskieren sich und ihre Luxusprobleme nicht nur, sondern machen sich ja ganz freiwillig zum Heinz.
AmazonDamit benutzt das Duo, das sich hinter Strumpfmasken versteckt, ironischerweise dasselbe Prinzip wie das von ihnen in „RTL“ tüchtig karikierte Trash-TV – wenn auch mit vollkommen anderer Absicht. Obwohl, weiß man es? Denn wer sich hinter Augn verbirgt, das ist streng geheim. Allerdings: Angesichts dessen, wen sie über was sprechen lassen, darf man davon ausgehen, dass sie in Berlin leben. Ihr stumpfer Sound, der pro Song genau ein Gitarren-Rif und eine Beat-Idee kennt und garantiert nicht mehr braucht, erinnert dagegen eher an britische Vorbilder, nur dass sie die Wut von The Fall oder Sleaford Mods lieber durch einen bitterbösen Zynismus ersetzt haben, der ganz unbeteiligt tut – und damit noch mal schneidender daherkommt.