Bayonne

Primitives

City Slang/Universal

Eine Hypnosesitzung aus dem Blauen des Himmels. Oder: wie ein Loopsammler im Patternsalat Pop findet.

Alles eine Sache der Entwicklung. Das Pulsieren der Keyboards, das Schweben der Gesänge, das Poltern der Beats. Bei Roger Sellers finden die Klangreihen wie selbstverständlich zueinander, entfernen sich wieder voneinander, verdichten sich, hängen für Momente lose im Raum, sie suchen maximalen Ausdruck in minimalen Momenten und pirschen sich an eine Idee von Song heran: klingelnd und pluckernd und mühelos kreisend. Was für ein Glück, in die vier Minuten von „Appeals” einzutauchen und köpfchenwippend im Fluss der Sounds mitzuschippern.

Was der Produzent aus Texas unter dem Logo Bayonne hier zusammengeschraubt hat, kommt einer Sinfonie aus Loops gleich, die Sellers über ein halbes Jahrzehnt lang gesammelt und zu Mustern verarbeitet hat. Aus den Salatschichten der Patterns zupft der Klangarchitekt dann nur die allerfeinsten Pop-Blättchen. PRIMITIVES verweist im selben Moment auf die Elektrohouse-Oden des Labelkollegen Caribou, die hellen Melodielinien der Beach Boys und die kosmische Prozessmusik von Terry Riley. Ich habe keine Zeile der sich wie Spiralen durch die oft pianobasierten Tracks ziehenden Lyrics verstanden, bin mir aber sicher, dass der Wunderwerker Bayonne nur das Blaue aus dem Himmel preist. Und wenn doch nicht, dann hat mir PRIMITIVES eine Hypnosesitzung mit himmlischem Beigeschmack geschenkt: Aufregung im Moment der größten Ruhe.