Bill Ryder-Jones
IECHYD DA
Domino/Good To Go (VÖ: 12.1.)
Der Indie-Songwriter aus Liverpool legt sein Meisterwerk vor.
Ganz persönlich habe ich den Eindruck, Bill Ryder-Jones hat etwas mit mir vor. Vor zehn Jahren veröffentlichte der Liverpooler aus dem Umfeld von The Coral das Album A BAD WIND BLOWS IN MY HEART, das alle gut fanden – nur ich nicht. 2018 folgte mit YAWN eine Slowcore-Platte im Stil der Red House Painters, es war mein Album des Jahres. Wieder fünf Jahre später veröffentlicht er nun IECHYD DA, was auf walisisch „gute Gesundheit“ bedeutet, um schon beim ersten Track „I Know That It’s Like This (Baby)“ an eine Band zu erinnern, die ich besonders schmerzlich vermisse: Gorky’s Zygotic Mynci, die milden Psych-Folkies aus Wales. Süße Melodien, schwermütiges Klavier, seltsame Tempowechsel, dazu Hintergrundchöre wie bei Velvet Undergrounds „Femme Fatale“ sowie eine teilweise bei „Karma Police“ geklaute Harmoniefolge.
AmazonDas Album bleibt kurvenreich, bei „If Tomorrow Starts Without Me“, das eine Cure-Single sein könnte, spielen Streicher mit, für „We Don’t Need Them“ und „Nothing To Be Done“ holte Ryder-Jones einen Kinderchor ins Studio, „This Can’t Go On“ erhebt sich wie Grandaddy, „… And The Sea“ ist ein Sprechstück von Mick Head, Liverpooler Indie-Gott, früher bei Pale Fountains und Shack. Bei „Christinha“ kehrt er noch einmal zurück zu Gorky’s Zygotic Mynci, die mal ein Lied namens „Christina“ aufgenommen haben, das hier sanft durchschimmert. IECHYD DA wirkt, als habe Bill Ryder-Jones eine Plattensammlung gescannt und Teile so collagiert, dass sich ein neues Bild ergibt, die Vorlagen aber erkennbar bleiben. Das Irre: Es könnte meine Sammlung gewesen sein.