Billy Childish – Archive From 1959 – The Billy Childish Story :: Punk Rock Ist Nicht Tot

Die Bibel für Garageros in 51 Songs. Oder: Wie der Punk-Boy vom Medway River zur außerparlamentarischen Pop-Opposition werden konnte.

„It’s not that I don’t like disco, it’s that I’m directly opposed to it.“

(BillyChildish,2009).NeueHomerecordings von Billy Childish gibt es fast täglich; Songs aus der Blechbüchse des Punk, hingekratzte Gedichte und Liebeserklärungen in Öl. Gerne auch kurze Watschen für alles, was unter Rock- und Pop-Verdacht steht. Jeder, der Billy Childish schon einmal face to face gegenüberstand, wird sich vorstellen können, wie er das Wörtchen Disco verbal zersägt und seine Augen dabei groß und größer werden und der Kaiser-Wilhelm-Bart leicht zu wippen beginnt. Es muss eine Freude sein, Billy Childish zu sein. Billy allein gegen den Rest der Welt – die Geschichte des letzten stolzen Außenseiters der Punk-Ära will gerade in diesen Tagen noch einmal erzählt werden, wo der Mainstream zusammenrückt und der Rest sich im Netz versendet. Kurz vor Billy Childishs 50. Geburtstag hat das Damaged-Goods-Label dem Punk-Boy vom Medway River eine Story auf zwei CDs (wahlweise drei LPs) gewidmet. Warum gerade diese 51 Tracks von den gut 120 Childish-LPs auf die Anthologie gefunden haben und nicht andere, bleibt weitgehend ein Geheimnis. Sei’s drum, die Zufallsauswahl wird dem Punk-Ethos des bekennenden Virtuositäts-Verweigerers Childish durchaus gerecht. Es geht eben kreuz und quer durch die Jahre und den Gemüsegarten der Childish-Bands, obskure Tracks auf dem Hangman-Label (Jack Ketch And The Crowmen) sind dabei, die Aufnahmen der Girl Groups, die Wild Billy C. inspirierte, und zwei frühe Demos der Pop Rivets, mit denen der 17-jährige Billy 1977 debütierte. Dabei ist es musikalisch nur ein Katzensprung vom 80er-Jahre-Thee-Mighty-Caesars-Klassiker „You Make Me Die“ (eine Einsdreißig-Abrechnung mit Ex-Freundin Tracey Emin) bis zum großen Punk-Rock-Goodbye „Joe Strummer’s Grave“, das Childish 2007 mit den Musicians Of The British Empire aufnahm. Punk-Rock ist auch das Ende des Universums von Billy Childish. Danach kommt die Sintflut. Oder das blöde Pop-Gedaddel. Das mag der Haltung des gemeinen Sleepers ähneln, der sich irgendwann in eine Phase des Tiefschlafs begibt und sich fortan an die Musik seiner Jugend klammert. Bei Billy Childish ist dies ein bewusster, von reichlich Lokalstolz flankierter Akt, er tanzt mit den Medway-Jungs lieber auf des Messers Schneide, als im Punk-Hippietum einzudämmern. Der Exzentriker Childish, das demonstriert diese üppige Zusammenstellung sehr gut, hat den Punk-Rock seiner Jugend auch erfolgreich in den Rock’n’Roll und Rhythm & Blues der Gründerzeit zurückführen können. Im Laufe der Jahre entstanden vielleicht zehn Songs, die in 990 Variationen um dasselbe Thema kreisten und das Spiel um die drei Akkorde zum Gebet erklärten. Das war eine ernsthafte Herausforderung für die Headcotees, die erste Spielerfrauen-Band Name Billy Cbildisb Geboren als William Hamper am I. Dezember l l )^9 in Cbatbam. Kent Stationen (Auswahl) 1977 The Pop Kirets 19X0 Thee Milhbakes 1989 Thee Headcoats 2002 Tbe ßufj Medways 2006 Tbe Musicians Of Tbe Brilish Empire Stil: Garage-Punk, Kbylhm & Blues Einflüsse: Link Wray, Kinks. Sex Pistols, frühe Dumned Einfluss auf Nirvana, Muilhnney.

Graham Coxon. lack Wbile der Welt, die es zu einer eigenen Wikipedia-Seite brachte und die wunderbare Holly Golightlv in eine eigene Karriereumlaufbahn katapultierte, die größer als die Billys werden sollte (aber das ist eine andere Geschichte, in der Jack White auch eine Rolle spielt). Wie das alles anfing, hört man im hübschen Delmonas-Song mit der Kastraten-Hammond-Orgel, „I Feel Like Givin‘ In“ . Billy Childish hat eine Opposition außerhalb des Rock- und Popbetriebs ins Leben rufen können, weil niemand mehr diesen Spagat zwischen Restauration und Revolution hat hinlegen können. Dafür lieben ihn alle Garageros. Er ist der Fels in der Brandung der vielen neuen Punk-Moden, die sicherste Währung, die die Euro-Verweigerer von der Insel haben. Der Hunger nach dem rauen Sound des Rock’n’Roll war der Moment, der Bands wie die Milkshakes und Mighty Caesars in den 1980ern verband. In den 90ern spielte Childish mit den Headcoats (die viele Billy-Fans für dessen beste Band halten) immer noch den krachechten Rock aus der Garage, als die Kids in London vom Shoegazing mit krummen Rücken heimkehrten und Seattle unter dem Grungc begraben wurde. Billy aber lebt. Die Botschaft steht: „Punk Rock ist nicht tot.“ Unser täglich Gcschepper gib uns heute, Billy! www.damagedgoods.co.uk