Björn Kleinhenz
Ursa Minor
Jellyfant/Popup/Cargo VÖ: 20. November 2015
Das Americana des Deutsch-Schweden funktioniert im besten Falle wie ein Bollywood-Film.
Es gibt sie ja, die Liebe auf den dritten oder vierten Blick. Oder auf den fünften. Auch, sich in URSA MINOR – benannt nach dem Sternbild des Kleinen Bärs – von Björn Kleinhenz zu verlieben, kann etwas länger dauern.
Zu aufdringlich, zu klischeebehaftet erscheint einem beim ersten Hören das Americana des in Schweden Aufgewachsenen, im schwäbischen Böblingen Geborenen, zu normiert die auf der akustischen Gitarre gezupften Country-Folk-Harmonien, zu aufdringlich triefend die Streicher, geradezu standardisiert die dramatischen Steigerungen. Und über allem liegt wie Mehltau ein retroseliger Hall-Effekt.
Aber dann, mit der Zeit, wenn man sich auf die Musik einlässt, kann es einem gehen wie mit Bollywood-Filmen: Man nimmt die ausgestellten Klischees nicht mehr als solche wahr, sondern lässt sich – kindlich fast – noch einmal verführen. Und plötzlich wird aus der Karikatur wieder Wahrheit.
Man hört die alten Melodien, als sei es das erste Mal, suhlt sich unhinterfragt in der guten alten Melancholie, lauscht noch einmal der Slide-Gitarre hinterher, schließt die Augen und schaut in eine endlose Weite, durch die der Wind einen einsamen, entwurzelten Wüstenstrauch treibt. Ein bisschen Kitsch muss sein, gerade bei epischen Liebesgeschichten.