Blur
THE BALLAD OF DARREN
Warner (VÖ: 21.7.)
Die Britpop-Giganten lassen die Welt auf sich wirken – verständlich, dass ihnen das kein großes Woo-Hoo entlockt.
So sehr sie sich gegen die Schublade wehrten und mit ihrem ’97er-Album (dem mit „Song 2“) den Tod des Genres ausriefen: Auf kaum eine andere Band ihrer Zeit passte der Begriff Britpop so gut. Blur waren immer britisch und immer Pop – selbst zu avantgardistischsten 13 Zeiten. So gesehen darf ihr erstes Album nach acht Jahren als eins ihrer radikaleren gelten, obwohl oder weil es sehr zurückgenommen ist. Das nicht umsonst so betitelte „The Ballad“ zu Beginn gibt den Ton vor und spannt eine Brücke zum dramatischen Ende des Albums THINK TANK – klang dessen Closer „Battery In Your Leg“ wie jemand beim Ertrinken, ist „The Ballad“ die ausgestreckte, vor dem sicheren Untergang bewahrende Hand.
AmazonDas folgende „St. Charles Square“ stellt als (grandioser Art-)Rocksong die große Ausnahme auf der Tracklist dar. Tänzelte die Leadsingle „The Narcissist“ zumindest noch verhalten auf ihren zwei Akkorden, regiert sonst die Stimmung von Bandchef Damon Albarns Solowerken. Wie sollte es auch anders sein bei einem Album, das als Reflexion der jüngsten Weltkatastrophen gedacht ist?
Es ist, wie so vieles, eine Frage der Erwartung: Verzichtet man auf ohnehin überflüssige Neuauflagen von WooHoos, Wacka-Wackas oder girls who do boys like they’re girls und begegnet diesem Album mit offenem Geist, so weitet einem Albarn das Herz. Bedauerlich nur, dass Gitarristengenie Graham Coxon einigermaßen zu kurz kommt – so grazile Figuren wie das Solo in „Russian Strings“ und das Rif von „Goodbye Albert“ dürfen bei der nächsten Platte, in hoffentlich weniger als acht Jahren, gerne häufiger ins Rampenlicht.