Boston Spaceships :: Let It Beard
Mit Band und Solo: Robert Pollards Rock-Oper. Operette. Operettchen.
Es ist das Los überproduktiver Musiker, dass ihren Platten mit der Zeit immer weniger Gehör geschenkt wird. Selbst der kreativste Künstler wird irgendwann vorhersehbar. Wer viele Alben in kurzen Abständen veröffentlicht, exponiert sein Genie und verliert dadurch an Faszination. Niemandem ist das so egal wie Robert Pollard. Obwohl nur noch die eingefleischtesten Fans den Überblick über seine unzähligen Solo- und Bandprojekte haben, nimmt der ehemalige Highschool-Lehrer weiter Songs auf, als hinge sein Leben davon ab. Das aktuelle Album der Boston Spaceships, Pollards beständigster Band nach Guided By Voices, beweist, dass es sich immer wieder lohnt, eben doch hinzuhören. Zwar ist Let It Beard mit 26 Songs eindeutig zu lang geraten, doch beeindruckt die hohe Dichte an Hooks, der Ideenreichtum, auf den Pollard nach all den Jahren und den vielen, vielen Liedern, die er in seinem Leben geschrieben hat, immer noch zurückgreifen kann. Im Vergleich zu Guided By Voices wirken die Kompositionen der Spaceships durchdachter, die Aufnahmen diszipliniert und fokussiert. Anders ausgedrückt: Wenn Guided By Voices ein ums andere Mal versuchen, A Hard Day’s Night als Lo-Fi-Indie-Platte neu zu erfinden, ist Let It Beard eine Rockoper im Stil von The Whos Tommy (freilich ohne den konzeptionellen Klimbim). Weil das aber für Pollard-Verhältnisse ziemlich unentspannt wirkt, kann man sich auf seiner Website auch die von ihm solo eingespielten Boombox Demos der Songs downloaden. Fast manisch schrammelt der 54-Jährige da auf der Akustischen und bettelt: „Darlin‘ make a record with me“. Möge er immer all die Platten machen, die er gerne machen möchte. Wir werden zuhören.
Key Tracks: „Make A Record For Lo-Life“, „Tabby And Lucy“, „Chevy Marigold“
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