Brigitte Barbu
Muzak Pour Ascenseurs En Panne
Circus Company (VÖ: 12.6.)
Im Noise-Ambient-Fahrstuhl durch die Geisterbahn.
Der französische Humor ist manchmal einfach etwas pannenfixiert. Man denke nur ans formidable französische Kartenspiel „Mille Bornes“, das sich auf französischen Campingplätzen an der Atlantikküste seit einem halben Jahrhundert großer Beliebtheit erfreut und im Wesentlichen darin besteht, die gegnerischen Autos mit Pannen aller couleur lahmzulegen, hihi. C’est la vie, pas le paradis.
AmazonDer französische Electronica-Komponist Julien Auger (besser bekannt als Pépé Bradock) widmet sein erstes Album unter dem neuen Künstlernamen Brigitte Barbu den „ascenseurs en panne“, also kaputten Fahrstühlen. Sein neuer Moniker: wohl ein Verweis auf die legendäre Brigitte Bardot, die Ex-Sängerin und Tierschutzaktivistin und leider auch Mit-Rechtspopulisten- Flirterin. Julien Auger macht sie zur bärtigen („barbu“) Brigitte. Der Schelm!
Fahrstuhlmusik wird freilich oft zu Unrecht gemobbt, man höre sich nur mal die grandiose japanische Compilation KANKYO ONGAKU an. Auch darauf findet man sogenannte Muzak, also Musik, die dafür gedacht ist, soft im Hintergrund zu laufen, und das kann bei allem Zen sehr spannungsvoll sein; wie ja eigentlich auch die Frage, mit wem man eigentlich mal im Fahrstuhl stecken bleiben möchte.
Während man über diese Frage mit Schwergewichts- Selbsterkenntnis-Potenzial philosophiert, lässt sich trefflich diesen Ambient-Tracks lauschen, die der Klangkünstler selbst als „abstrakten HipHop“ bezeichnet. Nun ja, ein rhythmisches Gitter gibt es da schon stellenweise, aber die Fahrstuhlkabine, die jemand, gefühlt, auf eine besonders friedfertige Geisterbahn geschnallt hat, verlässt dann doch oft die strukturierenden Schienen und schwebt durch den Limbo, wo Pauken wirbeln und sich noisy Gitarren zart rein in die Klangkabine schrauben und Voice-Schnipsel à la „Nice To Mist Me“ (zu Deutsch „schön, mich zu umnebeln“). Quel plaisir!