Calexico

Spiritoso

City Slang/Universal

Calexico spielen mit dem Deutschen Filmorchester Babelsberg und dem Radio-Symphonieorchester Wien, machen dabei ein gute Figur und hübschen ein paar ihrer Americana-Klassiker tüchtig auf.

Es wäre ein Leichtes, dem Gedanken hinter dem neuen Album von Calexico eine gewisse Zirkushaftigkeit zu attestieren. Von wegen: Vorhang auf, Manege frei – und alle bitte herschauen, über welche Virtuosität die beteiligten Artisten verfügen.

Der kreative Nukleus der Formation aus Tucson, Arizona, Joey Burns und John Convertino, hat beschlossen, dass noch mal ein anderer Wind durch die Wüsten-Rockhütte wehen soll, und so haben Calexico, spätestens seit FEAST OF WIRE eine bewährte Konsensmilch-Band, ein paar ihrer Songs zusammen mit dem Deutschen Filmorchester Babelsberg und dem Radio-Symphonieorchester Wien eingespielt.

SPIRITOSO heißt das Album, auf dem die Band in ihrer Stammbesetzung (wie immer superb: Multiinstrumentalist Martin Wenk) erstens eine prima Figur macht und zweitens null Bammel hat vor den studierten Musikern. Die Gefahr, eine solche Meet-and-Greet-Aktion zwischen U- und E-Musik in artifiziellen Klimbim ausarten zu lassen, bannen Calexico und die beiden Orchester in jeder Sekunde von SPIRITOSO erfolgreich, schöne Sentimentalitäten werden mit sehnsüchtelnden Mariachi-Trompeten, Akkordeon-Achterbahnfahrten, Latin-Anleihen und Morricone-Westernsymphonik („The News About William“: ein Emotions- Hämmerchen!) auf so wundersame wie selbstverständliche Weise eins mit der orchestralen Wucht aus Babelsberg und Wien.

Und bei Songs, die live längst zu Tode abgefeiert sind, gelingt Calexico ein kleines Kunststückchen. „Minas De Cobre“ und „Crystal Frontier“ kommen leicht umarrangiert daher und klingen so frisch wie lange nicht mehr. Dass Glut die Basis jeden Feuers ist, haben Calexico mit ihrem letzten Studioalbum ALGIERS bewiesen. SPIRITOSO aber ist mehr als Glut; es lodert noch mal die ganz große Flamme.