Charli XCX
Charli
Warner (13.9.)
Die britische Pop-Sängerin beweist, dass sie auch im Mainstream eine Zukunft hat.
Es ist noch gar nicht so lange her, da dachte Charlotte Aitchison laut darüber nach, gar keine regulären Studioalben mehr herauszubringen, sondern bestenfalls noch Mix-Tapes. Tatsächlich muss man sich ja fragen, ob das Albumformat noch eine Zukunft hat. Also ist die erste wichtige Nachricht von CHARLI: Charli XCX hat es sich noch mal anders überlegt.
AmazonDie zweite: Im Vergleich zu NUMBER 1 ANGEL und POP 2, den beiden Mix-Tapes von 2017, wirkt dieses dritte offizielle Studioalbum tatsächlich etwas brav. Das beginnt bei den wieder einmal reichlich vorhandenden Gästen: Zwar sind wie schon auf POP 2 auch diesmal wieder der unbekannte estnische Rapper Tommy Cash oder die brasilianische Drag Queen Pabllo Vittar zu finden, aber auf CHARLI tummeln sich eben auch Mainstream-Pop-Vertreterinnen wie Haim, Christine And The Queens und Lizzo.
Die Zusammenarbeit mit Letzterer aber ist ein gutes Beispiel: „Blame It On Your Love“ ist an sich ein gewöhnlicher Party-Hit mit Upbeat-Tempo und eingängiger Hookline, aber mit einer sanften Rhythmus-Irritation und ein paar kleinen, aber feinen Sound-Details gelingt es Aitchison und ihrem Co-Produzenten A.G. Cook, der auch schon besagte zwei Mix-Tapes verantwortete, alle Anforderungen an Radio-Pop zu erfüllen, ohne sich zum Sklaven seiner aktuellen Klischees zu machen.
Das funktioniert allerdings nicht immer: Schon das darauf folgende „White Mercedes“ ist eine Alltags-Ballade, die auch von einem klickenden Beat und dezentem Autotune nicht vollends vor der Überflüssigkeit bewahrt werden kann. Aber selbst in solchen Momenten wird noch klar: Im Gegensatz zum Album gehört Charli XCX die Zukunft.