Charlotte Adigéry & Bolis Pupul
Topical Dancer
Because Music (VÖ: 4.3.))
Belgischer Electro-Pop, der dem Postkolonialismus das Tanzen beibringt.
So, wie man sich mitunter fragt, wie man sich früher ohne Handy in der Welt zurechtfand, wundert man sich auch, wie öde Pop früher gewesen sein muss, als er noch nicht als identitätspolitische Diskussionsplattform diente. Wie erhellend und zugleich tanzbar und so gar nicht sperrig das ablaufen kann, demonstrieren Charlotte Adigéry & Bolis Pupul auf ihrem gemeinsamen Debütalbum TOPICAL DANCER, auf dem das belgische Duo postkoloniale Fragestellungen durchdekliniert und dabei so beständig zwischen der Betroffenenperspektive und einem analytischen Blick hin und her wechselt wie zwischen den Sprachen Englisch, Französisch, Niederländisch und Kreolisch.
AmazonDas Spektrum reicht von ganz praktischer Hilfestellung in „Esperanto“ („Don’t say: But where are you really from? Say: I don’t see colour.“) über das Gefühl, ein Produkt einer fehlenden Auseinandersetzung mit der Kolonialvergangenheit zu sein („Blenda“), bis zu den sehr speziellen und dann doch ganz gewöhnlichen Erfahrungen von Menschen mit sogenanntem Migrationshintergrund, wenn sie in einem europäischen Land ihre Sexualität entdecken („It Hit Me“).
Adigéry hat Wurzeln in der Karibik, Pupul stammt aus Macau, in der Musik bildet sich allerdings deutlicher ab, dass die beiden von den Soulwax-Brüdern David und Stephen Dewaele zusammengebracht wurden und auf deren Label erscheinen. So souverän TOPICAL DANCER aktuelle gesellschaftspolitische Diskussionen aufgreift, so elegant groovt sich das Album aber auch durch die moderne Electro-Pop-Landschaft zwischen minimalistischem Pluckern, eingängigem Pop und straightem House.