Chris Stapleton
HIGHER
Mercury/Universal (VÖ: 10.11.)
Konziser Country-Rock und Southern Soul und ohne viel Verklärung.
Als Chris Stapleton bei den Country Music Awards 2015 zusammen mit Justin Timberlake seine Interpretation des Saloon-Standards „Tennessee Whiskey“ darbot, war dies nicht nur ein Genre-historischer Schulterschluss, sondern auch der perfekte Startschuss für die späte Solokarriere des bis dahin überwiegend als Songschreiber aktiven Künstlers.
AmazonFür sein fünftes Album verlässt sich der Mitvierziger auf den familiären Kooperationskreis von Roots-Stammproduzent (und hier auch Gitarrist) Dave Cobb sowie das Klangverständnis und Background-Gesangs-Talent seiner Frau Morgane. Das Gros der 14 neuen, zwischen Feuerwasser-Ausflüchten, Gefühls-Rodeo und Trucker-Mützen-Ethos authentisch angesiedelten Songs gibt sich zurückgelehnt, minimiert und oft angenehm Soul-beseelt. So vermag es Stapletons variabel raue wie auch geschmeidige, zwischen Bariton und Tenor angesiedelte Stimme, sich im Zuge manch kleiner Koloratur gar in Höhen zu schwingen, die an Aaron Neville gemahnen.
Doch auch Gegenpole wie der ursprünglich von der 2013er „Lone Ranger“-Neuverfilmung inspirierte (und auch musikalisch eher in Jon Bon Jovis „Young Guns“-/BLAZE OF GLORY-Territorium wildernde) staubtrockene Rocker „White Horse“ oder das Springsteenhafte „The Bottom“ geraten hervorragend. Und wenn Stapleton zum Ende, allein in Gitarrenbegleitung, die griffige Titelzeile „Mountains Of My Mind“ intoniert, möchte man dies als Wanderungs-Einladung verstehen.