Crystal Glass
I’melting
Duchess Box/Redeye (VÖ: 24.3.)
Der Psychedelic-Indie-Pop des Ruhrpott-Newcomers entwickelt beachtliche Schmelzkraft.
Essen – wirklich? Nicht vielleicht doch L.A.? Oder Melbourne? Ein wenig irritiert die Herkunft von Marvin Ändra alias Crystal Glass, wenn dieser sein erstes funky Gitarrenriff wie einen Sonnenstrahl aus dem Lautsprecher schickt und ein schmusiges „Wooooooo“ hinterhersäuselt. Da schmilzt man – von wegen I’MELTING – sofort dahin like ice in the sunshine.
Ändra hat sich für sein in Eigenregie aufgenommenes Debüt ausgiebig von der Muse Kevin Parkers (Tame Impala) abknutschen lassen: Auf technicolorfarbigen Schichten aus Gitarreneffekten und extraterrestialen Synthesizern surft der Anfangzwanziger durch die eigene Gefühlswelt, hängt melancholisch dem „Nocturnal Thought Bus“ nach, tanzt „High On Roses“ auf Synthie-Pop-Wolke 7 oder jagt in „Void“ auf einem mächtigen Riff über die Space-Rock-Rampe ins Nichts.
Wenn er sich nicht gerade in atmosphärischen Instrumental-Skizzen austobt. So entsteht ein gelungener Spagat zwischen Verstrahltheit und Catchyness Tanzfläche und Lavalampe. Und spätestens beim dystopisch-krautrockigen „The Future“ steht Ändra mit einem Fuß in Düsseldorf. Bis Essen ist es da nicht mehr weit.