DAS ARCHIV – Rewind 1995: Radiohead
The Bends
EMI
Lyrisch und druckvoll präsentiert das Quintett zwölf Songperlen, in denen sie ein dermaßenes Kaleidoskop der britischen Pop- und Rockmusik ausbreiten, daß einem die Tränen kommen.
Auf dem zweiten Album der Poplärmer aus Oxford, die mit ihrem Knaller ‚Creep‘ 1993 für Aufsehen sorgten, befindet sich kein einziger schwacher Song. Und das ist selten geworden bei Musik aus England. Lyrisch und druckvoll präsentiert das Quintett zwölf Songperlen, in denen sie ein dermaßenes Kaleidoskop der britischen Pop- und Rockmusik ausbreiten, daß einem die Tränen kommen.
Ihre Ur-, Groß- und Väter sind die Beatles, David Bowie und Smiths, ihre großen Brüder The Jesus And Mary Chain. Dabei klingen Radiohead immer modern, jung und wesentlich prägnanter als Suede, mit denen sie zuletzt gerne verglichen wurden. Sänger Thom Yorke beherrscht sämtliche Songs in souveräner Manier, und wenn er mit seiner markanten Stimme in die oberen Etagen spaziert, ist Feuer im Knochenmark und Dauer-Gänsehaut angesagt. Ideal ergänzt wird er durch die abwechslungsreichen Gitarren, die sich mal in Glam-Rock-Riffs, mal in sanfter Akustikbegleitung oder im hypnotischen Einsatz des Lautstärkepedals gefallen. Konnte man die Songs ihres Debüts PABLO HONEY (1992) noch getrost als respektable Reverenzen an Clash oder die frühen U2 bewerten, zeigte sich auf den beiden nachfolgenden EPs, die in Deutschland zusammengefaßt als Mini-Album (MY IRON LUNG) veröffentlicht wurden, daß Radiohead weit mehr sind als nur eine musikalische Eintagsfliege, deren Mitglieder bei der Gründung vor acht fahren ihre Instrumente nicht anständig beherrschten.
Denn mit THE BENDS haben die Radioköpfe nun ihr Meisterstück abgeliefert.