Debby Friday
Good Luck
SubPop (VÖ: 24.3.)
Industrial-R’n’B im Niemandsland zwischen Berghain und Beyoncé.
„Donner“ antwortet Debby Friday auf die Frage nach dem Genre, in dem sie daheim ist. Und dass sie aggressive Musik mache, weil sie eine aggressive Frau sei, als Ausdruck des Widerstands. In der Tat wütet die in Toronto lebende und aus Nigeria stammende Musikerin durch einen elektronischen Wirbelsturm, den sie mit Graham Walsh von den Art-Rockern Holy Fuck im Niemandsland zwischen Beyoncés Villa und Trent Reznors Industrieruine entfacht.
AmazonWeit entfernt vom effektvoll gepimpten High-End-R’n’B zaubert sie aus Industrial und Techno eine rare Grooviness hervor und führt so die Nine Inch Nails in den Club. Diese Frau schlüpft in 127 verschiedene Kostüme, von der süßlichen Soulchanteuse über die bitchy Rapperin bis zur tief gepitchten Horrorgestalt, in einer ihrer Rollen klingt sie gar wie Alison Mosshart (The Kills). Wie etwa in dem Slow-Stampfer „What A Man“, wo sich der Beat wie ein schwerfälliger Gaul durch dem „Final Countdown“ der Achtziger entlaufene Gitarrendröhnungen schleppt.
Und dann wieder, in der zauberhaft exzentrischen Lead-Single „So Hard To Tell“, rekonstruiert Friday sweeten Früh-Siebziger-Soul mit elegant hüpfenden Beats. Experiment heißt nicht zwingend, den Sound von Fingernägeln zu knirschenden Beats zu verarbeiten, Experiment ist auch, wenn man vermeintlich Unvereinbares zusammendenkt. Genau das macht Debby Friday grandios.
Autor: Michael Prenner