Denai Moore
Modern Dread
Because Music/Caroline (VÖ: 3.7.)
Die Britin zeigt toxischen Beziehungen mit bravourösem Future-R’n’B den Mittelfinger.
Die USA haben Mhysa und Kelela. Kanada hat Cold Specks. Und England hat Denai Moore. Das sind sie, die Frauen, die eine Generation nach Janet Jackson und Neneh Cherry besonders aufregende und aufsehenerregende Impulse im R’n’B setzen, wenn auch weniger im Spotlight als Beyoncé und Solange.
AmazonWie auch Kollege Sampha hat Moore, Jahrgang 1993, für erstes Aufhorchen gesorgt mittels einer SBTRKT-Koop. „The Light“ hieß der Track von 2014 und schlug derart ein, dass Rodaidh McDonald das Debüt-Album von Denai Moore produziert hat, eben jener McDonald, der auch das letzte Album von The xx mitproduziert hat. Auch das dritte Album nun, es strotzt vor Kraft – mit einem vollen, an Texturen hyperreichen Klang: wabernde Synthies, Blechbläser-Einwürfe, gepitchte Vocals, an den Clubboden geerdet mit Dubstepinspirierten Beats und Bässen. Und im Zentrum: diese Stimme, wow, der man jede Silbe glauben muss.
Wenn sie im Opener noch hadert damit, dass ein Teil von ihr den Ex noch braucht und sie sich andererseits doch umso einsamer fühlt, wenn sie ihn dann sieht. Gerade dieses Zaudern, das sich psychoplausibel durchs Album zieht, ist der springende Punkt: Denn toxische Beziehungen sind deshalb so gefährlich, eben weil sie auf Abhängigkeiten basieren. Letztlich hilft da nur der Breakup-Mittelfinger. Die selbstermächtigenden Songs von Denai Moore sind ein klares Nein an Machtgefälle.