Der Nino aus Wien
Ocker Mond
Medienmanufaktur Wien/Rough Trade
Weisheiten, deren Gültigkeiten weit über die Grenzen der österreichischen Hauptstadt hinausreichen: So kontemplativ klang Der Nino aus Wien selten.
„Es ist richtig, was ich mach’. Eine lange Nacht allein.“ Diese Zeilen singt Nino Mandl in „Simmeringer Traum“, dem schönsten Song dieses Albums. Er erzählt dann ein bisschen von sich und seinen Gedanken, vom Daheimbleiben auf der Ledercouch mit den liebsten CDs und davon, wie die Erinnerung durch den Raum schwebt. Die erste Zeile ist gleichzeitig so etwas wie das Leitmotiv von OCKER MOND: Denn auch das entstand – zumindest größtenteils – in einer Nacht im, wie man in Österreich sagt, Feber und – zumindest größtenteils – alleine, eine zu erwähnende Ausnahme ist der große Ernst Molden, der im „Wienerlied“ die Gitarre spielt.
AmazonDas führt zu einer Reduktion in den Arrangements, mehr als die Akustikgitarre brauchen die Stücke in der Regel nicht. Das führt aber auch zu einer ganz interessanten Grundstimmung; so kontemplativ, so zurückgelehnt klang der Wiener Songwriter selten. Er lässt den Songs ihre Richtung, mal verlieren sie sich im Instrumentalen („Almeria“, „Ocker Mond“, hier hören wir ausnahmsweise ein Schlagzeug), mal erzählen sie Geschichten aus dem Bauch seiner Stadt („Hawelka“, „Taxi Driver“).
Das Flüchtige, das die Platte umweht, erfordert beim Hörer ein bisschen Aufmerksamkeit. Ist man bereit, diese zu schenken, wird man aber mit einigen Weisheiten belohnt, deren Gültigkeit weit über die österreichische Hauptstadt herausreicht. In „Unter Fischen“, (vielleicht ist auch das der schönste Song des Albums) etwa diese: „Der Leuchtturm ist der Weise. Die Seele ist der Strand. Gib deinem Traum, was er verlangt“. Auch das Wort „strawanzen“ kommt hier vor, Leser nördlich des Mains mag das unbekannt sein. „Umherstreifen, sich herumtreiben“ bedeutet das, schreibt der Duden. Und dagegen spricht doch wirklich überhaupt nichts.