Digitalism

Mirage

Magnetism/[PIAS] Coop/Rough Trade

Elektro-Dings aus so ziemlich allen Epochen, lebendig gemacht, aber letztlich sinnlos.

MIRAGE ist erst das dritte Album des 2004 gegründeten Hamburger Elektromusik-Duos Digitalism und es wischt in eineinviertel Stunden einmal quer über fast alle wichtigen Spielarten ihres Genres. Im zweiteiligen Titeltrack reicht das sogar zurück bis zur feierlichen Ausführlichkeit von Analog-Fürsten wie Tangerine Dream. Der Opener „Arena“ filtert wiederum seinen Disco-Loop, wie es 200 Franzosen vor 20 Jahren schon getan haben, und er tut das nicht als letzter Track auf MIRAGE.

Manches davon klingt aber auch wie der French Bumms aus der Zeit, in der es mit Digitalism selbst richtig losging: 2007. Das vorab veröffentlichte „Battlecry“ zeigt hingegen auf, wie stumpf bei Basement Jaxx und Co. geklaut werden darf, um einen aktuellen EDM-Hit zu generieren. Es gibt überdies leicht aufgekratzte Elektro-Pop-Hopser wie „Go Time“ (Textprobe: „My heart beats higher than the Empire State“) auf dieser Platte, eine Experimental-HipHop-Tempo-Bremse namens „The Ism“ und angeproggten Synthesizerrock („Shangri-La“), wie ihn M83 praktikzieren.

Über all das ist MIRAGE gut informiert und hat sich sogar zwei, drei Überraschungsmomente draufgeschafft, um sein Publikum zu unterhalten – wie diese Reiseführer, von denen es heißt, sie könnten Geschichte lebendig machen. Aber im Ernst: Elektronische Tanzmusik ist doch keine Pauschalbusreise!