DIIV
FROG IN BOILING WATER
Fantasy/Concord/Universal (VÖ: 24.5.)
Nach Beinahe-Auflösung drehen die Shoegaze-Dream-Popper den My-Bloody-Valentine-Regler auf.
So viel vorweg: Die urbane Legende vom Frosch, der bei steigender Temperatur im kochenden Wasser hocken bleibt, ist unwahr. Er hüpft einfach heraus. Ähnlich hat DIIV-Sänger Zachary Cole Smith reagiert, nach einem Leben voller Sex, Drugs & Rock’n‘ Roll-Klischees ist er aus seinem Behälter gehüpft, hat seine Band auf ein Neues zusammengetrommelt und dann: hätte sie sich um ein Haar aufgelöst.
AmazonDass die New Yorker nun doch ein so schwereloses wie gewaltiges Album gemeistert haben, ist womöglich dem Produktionsgenie Chris Coady zu verdanken, in dessen Haus FROG IN BOILING WATER über neun Monate in Sechs-Tage-pro-Woche-Schichten reifte. Coady hat schon Beach House einen nach großem Kino klingenden Lo-Fi-Sound verpasst, und FROG IN BOILING WATER steht deren raumergreifender Malerei in nichts nach.
Poppige Momente wie auf DIIVs erstem und zweitem Album erhält man nur in homöopathischer Dosierung, eher werden die dunkleren Töne des Vorgängers DECEIVER vertieft, gedehnt und durchgeknetet. Oder anders erklärt: Der My-Bloody-Valentine-Regler wird aufgedreht. Vor sich hin eiernde Gitarren begegnen sich und bilden Nebelwände, die einen in schäumende Klangmeere tragen. Drummer Newman probte während der Session oft neue Rhythmen, und es hat sich gelohnt. FROG IN BOILING WATER hebt Dream Pop und Shoegaze, diese beiden zarten und weitgehend abgegrasten Genre-Schwestern, auf ein neues Level der Virtuosität.
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