Ding :: Klangbad/Broken Silence
Ein Krautrock-Pionier zeigt sich gar nicht altersmilde, und holt aus den Tiefen seines Instrumentenparks störrische Sounds hervor.
Männer werden auf ihre alten Tage ja gerne mal etwas wunderlich. Nachdem Dieter Moebius (Jahrgang 1944) und der zehn Jahre früher in Berlin geborene Hans-Joachim Roedelius einen langen Weg von Kluster über Cluster zu Harmonia gegangen sind, scheinen sich ihre Wege endgültig getrennt zu haben. Der ältere der beiden kreativen Senioren wird ein für ihn typisch mildes Album mit dem Titel Fragen als Qluster veröffentlichen. Dieter Moebius kommt ihm mit Ding zeitlich etwas zuvor, musikalisch aber überhaupt nicht entgegen. Was allerdings nicht überraschen kann, denn der gebürtige Schweizer stand in gemeinsamen Zeiten für die rhythmischeren Passagen der Musik. Manche der Stücke von Ding eiern so unrund, dass man sich an Alben vom Wordsound-Label und Künstlern wie Spectre erinnert fühlt. Die Tracks von Moebius verlaufen zwar geradlinig und werden von einem Beat angetrieben, aber links, rechts, oben und unten knirscht, knackt, fiept, knattert und schabt es. Die Stücke versuchen zudem gar nicht, einem Höhepunkt zuzusteuern, sie bewegen sich zumeist stoisch vorwärts, und lassen sich von Sound-Ablenkungsmanövern nicht vom Weg abbringen. Wirklich innovativ klingen die reizvollen Klangentwürfe mit ihren repetitiven und hypnotischen Loops nicht. Aber Moebius beweist einmal mehr, wie sicher er sich in der Welt zwischen Atonalität, Elektroakustik, Industrial, Ambient und Experimental- und Geräuschmusik auskennt und bewegt.
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