Diverse :: Angola Soundtrack
Analog Africa/Groove Attack
Sirup-Surf und singende Serpentinen-Gitarren treffen auf Merengue, Samba und Rebita: Analog Africa entdeckt den einzigartigen Sound von Luanda zwischen 1968 und 1976
Die goldenen Jahre der angolanischen Musik müssen vor die Unabhängigkeitserklärung Ende 1975 und den Beginn des Bürgerkrieges datiert werden. Im Krieg verließen die besten Bands und Instrumentalisten das Land und exilierten nach Europa. Mit diesem Angola Soundtrack des formidablen Analog-Africa-Labels liegt jetzt eine der wenigen Song-Übersichten aus den kulturell intensiven Jahren vor der Unabhängigkeit vor, eine Zusammenstellung, die vor allem den individuellen Vorlieben und Qualitätskriterien von Labelmacher und Compiler Samy Ben Redjeb geschuldet ist. Es ist ein analoger Dancefloor-Sound, der sich über 19 Tracks und 76 Minuten ausbreitet, ein cooler Rhythmus-Mix aus kongolesischer Rumba, brasilianischer Samba, karibischer Merengue und lokalen Stilen wie Rebita und Semba. Ein furchtloses, kosmopoltisches Gemenge, das durch große Einzelleistungen angereichert wurde, beispielsweise die singende Serpentinen-Gitarre von Zé Keno in den beiden Jovens-Do-Prenda-Stücken, in denen so etwas wie ein Sirup-Surf-Sound entsteht, den die Welt noch nicht gehört hat („Ilha Virgem“, „Farra Na Madrugada“). Oder Dimba Diangolas sensationell shufflendes „Tira Sapato“, das man gleich an Bo Diddley hätte weiterreichen sollen. Die Geschichten all dieser Bands und Musiker, von denen einige auch nur für einen Sommer lang an der Spitze der Bewegung waren, ist in dem prachtvollen 44-seitigen Booklet nachzulesen, flankiert von sexy Fotomaterial aus den Tagen, als Pop noch den Charme einer Amateurveranstaltung besaß. Samy Ben Redjeb bezeichnet die Recherchen für diese neunte Analog-Africa-Zusammenstellung als die bisher bei Weitem schwierigsten, er arbeitete unter chaotischen Bedingungen (Visa-Probleme, Fisch-Vergiftungen und Logistik-Katastrophen) und benötigte jahrelangen Vorlauf. Der Aufwand hat sich gelohnt: Die sanft swingenden, soft-psychedelischen Tracks mit den zahlreichen rhythmischen Querverweisen gehören zu den größten Schätzen, die in jüngster Zeit aus den Archiven der populären afrikanischen Musik gehoben wurden.
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