DRC Music :: Kinshasa One Two
Warp/Rough Trade
Ergebnisoffenes Crossover aus der Begegnung internationaler Produzenten mit kongolesischen Musikern. Oder: Damon Albarn buchstabiert Charity-Pop mit Dub, Afrobeat und Likembe-Traditionen.
Das Aufgebot war von nicht zu übersehendem Know-how bestimmt: Eine von Damon Albarn zusammengestellte Truppe internationaler Produzenten (darunter Dan The Automator, Jneiro Jarel, Actress, Kwes und Richard Russell, der Chef des britischen XL-Labels) begab sich für fünf Tage im Juli des vergangenen Jahres nach Kinshasa im Kongo, um dort mit regionalen Musikern und Bands zusammenzuarbeiten. In einem Projekt, das sich mehr als kollektives Experimentierfeld verstand denn als Starproduktion unter dem Restruhm einer Britpop-Band namens Blur. Damon Albarn hat als interkultureller Strippenzieher aber auch schon wieder reichlich Eindruck hinterlassen, 2002 startete er als Botschafter der Hilfsorganisation Oxfam das Projekt „Mali Music“, in den folgenden Jahren organisierte er Live-Shows unter dem Banner „Africa Express“, in denen Musiker aus Afrika, Europa und Amerika gemeinsam improvisierten. Diese Art ergebnisoffenen hin und her Jammens muss Damon Albarn auch für die Aufnahmen zu Kinshasa One Two vorgeschwebt haben. Über die Strecke von 14 Tracks gibt es auf dem Album keine übergreifende Idee, keinen Hinweis auf einen alles überlagernden Stil. Und das ist durchaus gut so, fernab von den Plattitüden des handelsüblichen Charity-Pop lädt jeder Beitrag für sich selbst zur Entdeckung ein; von der Gorillaz-nahen Dub-Pop-Produktion „Hallo“ (mit Tout Puissant Mukalo und Nelly Liyemge) über nahezu unbearbeitete Chants („Love“) und einen deutlich Afrobeat-beeinflussten Track wie „K-Town“ (N’Gotshima & Bebson), der mit einem kurzen Likembe-Part auf regionale Traditionen verweist, bis hin zur finalen „Departure“ des Bokatola Systems, die mit einer zünftigen Metallschrott-Session gefeiert wird. Womit ein Link zum postkolonialen Elektrobeat der Kinshasa-Band Konono No. 1 gelegt wäre. Die unter dem DRC-Logo versammelten Bands dürften aber bislang noch nicht auf dem Radar der weltweiten Congotronics-Gemeinde aufgetaucht sein. Sie erfinden auch gerade viele neue Sprachen im Niemandsland des Crossover. Mit den Einnahmen aus dem Albumverkauf unterstützt Oxfam Bildungs- und sanitäre Projekte in dem seit Jahren von kriegerischen Auseinandersetzungen geschwächten und vollkommen verarmten afrikanischen Land.
Key Tracks: „K-Town“, „Hallo“, „Love“
Mehr News und Stories