Dungen
Dungen Live
Mexican Summer/Alive (VÖ: 13.3.)
Ultimativ freier Psych-Rock, live auf schwedischen Bühnen.
Das Dungen-Album TA DET LUGNT geriet 2004 zum Meisterwerk: eine perfekte Psychrock-Platte, virtuoses Handwerk und großartige Songs. Danach war diese schwedische Band immer mal wieder brillant, den Schwerpunkt ihres Schaffens legte sie fortan aber auf maximale Freiheit. Das bislang jüngste Studioalbum zum Beispiel versammelte irre Soundtracks für einen Hexenfilm aus dem Jahr 1926, handwerklich virtuos ist auch diese Platte, was fehlt, sind die Songs.
AmazonDUNGEN LIVE ist nun der erste offizielle Konzertmitschnitt der Band, aufgenommen wurden die Tracks bereits 2015, als Jazz-Saxofonist Jonas Kullhammar Dungen auf der Bühne begleitete. Wie zu erwarten, hielten sich die Musiker bei diesen Gigs nicht an das Setlist-Konzept. Es wird improvisiert, die Stücke sind durchnummeriert, nur „Ain’t So Hard To Do“ trägt einen Titel, der Song ist im Original ein Protometal-Stück des neuseeländischen Hendrix-Epigonen Doug Jerebine von 1969.
Interessant an LIVE ist die Stimmung im Saal: Das schwedische Publikum klatscht bei jedem Geradeaus-Riff munter mit, die Deutschen besitzen also doch kein Exklusivrecht auf das Eins-zwei-drei-vier. Auch daher funktionieren die Momente besser, in denen sich Dungen in schwebender Atmosphäre verlieren: Bandchef Gustav Ejstes spielt Flöte oder Keyboards, der großartige Gitarrist Reine Fiske verbindet Freispiel und Struktur, Drummer Johan Holmegard wirbelt, Saxofonist Kullhammar lässt seine Leidenschaft für Coltrane in Avantgarde-Rock aufgehen. Freejazz-Psychrock? Klingt nach einer Drohung. Gelingt dann und wann aber meisterlich.