DVD
BEKIFFT AUF DEN BAHAMAS
THE BEATLES – HELP!
Universal
Premiere auf Blu-ray: die hanebüchenen Abenteuer der Fab Four
Popmusikfilme bedeuteten Mitte der Sechzigerjahre zumeist: Elvis als mutiger Rennfahrer. Oder als cooler Cowboy. Und immer lehnte zufällig eine Gitarre an der Wand, damit der King ganz spontan irgendein nettes Mädel ansingen konnte. Eine Machart wie aus den Fünfzigerjahren. Dagegen wirkt die James-Bond-Parodie „Help!“, 1965 von Richard Lester inszeniert, wesentlich moderner: Ein exotischer Schurke, die schöne Verräterin und touristisch attraktive Schauplätze wie die Bahamas sind zwar typische Zutaten für Abenteuerkomödien jener Ära, auch der durchgeknallte Wissenschaftler, der die Welt beherrschen will, passt perfekt in dieses Schema. Doch dank absurder Gags – die Beatles hatten seinerzeit gerade die belustigende Wirkung von Marihuana entdeckt, in den Drehpausen wurde begeistert gekifft -, dank guter Schauspieler und einer gehörigen Portion britischer Selbstironie ist „Help!“ fraglos ein originelles Filmchen. Okay: Warum die Beatles zwischendurch Musik machen, ergibt sich auch hier nicht immer aus einem logischen Handlungsverlauf, ein bisschen Elvis-Film steckt also auch in „Help!“. Aber immerhin ist der Soundtrack angemessen brillant.
Als DVD schon seit geraumer Zeit erhältlich, folgt nun die Blu-ray-Premiere mit einstündigem Bonusmaterial, darunter ein 30-minütiges Making-of. Nicht dabei: Die deutsche Synchronisation, mit der „Help!“ hierzulande einst im Kino und im Fernsehen lief. Dafür sind entsprechende Untertitel im Angebot. Und die sind naturgemäß näher am Original als die deutsche Sprachspur, die in ihrem leicht zwanghaften Wortwitz bisweilen an Bud-Spencer-und-Terence-Hill-Filme erinnerte. Letztlich also kein allzu großer Verlust. Wesentlich wichtiger ist, dass Bild- und Tonqualität auf dem neuesten Stand sind.
*****1/2 Uwe Schleifenbaum
THE MONOCHROME SET M-80 CONCERT
Wienerworld/H’art
Britischer Postpunk in Schwarz-Weiß
Als sich 1978 aus der Londoner Band The B-Sides die Nachfolgecombo The Monochrome Set herauskristallisiert, hat Sänger Stuart Goddard alias Adam Ant schon das Weite gesucht. Der Mummenschanz von Adams Ameisen bleibt dem Quintett also ebenso erspart wie der Breitwanderfolg als Teenidole mitsamt Fanhysterie. Monochrome Sets sperriger Postpunk mag zunächst gewöhnungsbedürftig wirken – doch so dissonant klangen die Ur-Ants zu jenem Zeitpunkt schließlich auch. Die 18 Songs von „M-80 Concert“, im September 1979 in Minneapolis mitgeschnitten, sind jedenfalls wesentlich zugänglicher und stammen von den Alben STRANGE BOUTIQUE und LOVE ZOMBIES. Nicht ganz auf Augenhöhe mit den Kollegen Joy Division und Gang Of Four, definieren Ohrwürmer wie das polyrhythmische „The Monochrome Set (I Presume)“, das hypernervöse „He’s Frank“ oder das Pop-Kleinod „Love Goes Down The Drain“ eine längst vergangene Ära – und haben die seitdem verflossenen Jahrzehnte erstaunlich schadlos überstanden.
**** Uwe Schleifenbaum
LEGENDS OF THE CANYON
Universal
California Dreamin‘: Träume von einer besseren Welt
Als die Westküste zum neuen Rock-Mekka wurde, erlebte Henry Diltz die Aufbruchsstimmung hautnah in und um Los Angeles -als Mitglied des Modern Folk Quartet, aber auch als Fotograf. Rund um seine Erinnerungen inszenierte Jon Brewer 2009 die Dokumentation „Legends Of The Canyon – The Origins Of West Coast Rock“: ein intimer Blick auf die Entwicklungen im legendären Laurel Canyon samt ihrer Auswirkungen auf die Gegenwart. Faszinierend sind vor allem die Interviews mit David Crosby, Stephen Stills, Graham Nash und Van Dyke Parks, aber auch die Gespräche mit Szenegrößen und Machern wie David Geffen und Larry Waronker. Auf Disc zwei findet sich bislang unveröffentlichtes Achtmillimetermaterial, Diltz‘ exzellente Fotogalerie und alle Interviews in Originallänge.
***** Mike Köhler
DER TATORTREINIGER – STAFFEL 2
Tellyvisions/Alive
Der letzte Dreck: Schotty schrubbt wieder.
Ein Denkmal gesetzt hat sich Bjarne Mädel bereits mit diversen TV-Rollen, sei es als Mobbingopfer Berthold Heisterkamp in „Stromberg“, als Polizeiobermeister Dietmar Schäffer in „Mord mit Aussicht“ oder als Elektrofachverkäufer Rüdiger Bunz in „Der kleine Mann“. Ein weiteres Glanzlicht liefert der Hamburger in der mit Regisseur Arne Feldhusen co-konzipierten Reihe „Der Tatortreiniger“: Heiko „Schotty“ Schotte, von Beruf Gebäudereiniger, spezialisiert auf die Beseitigung von Spuren abgelebter Menschen – ein Kammerspiel in britischer Schwarzhumortradition, garniert mit Situationskomik. Die zweite Staffel präsentiert fünf Episoden, von denen zwei bislang noch nicht im Öffentlich-Rechtlichen liefen. Da trifft Schotty auf einen unschönen Axtmord, ein unbedeutendes Promi-Sternchen samt Fernsehteam und den schwulen Geheimfreund eines toten Magiers. In einem Vereinsheim macht er eine „braune“ Entdeckung, bevor ihm auch noch ein Schamane ins Handwerk pfuscht. Hoch amüsant.
****** Mike Köhler
HOMELAND – STAFFEL 1
Twentieth Century Fox Home
Der Feind in meinem Bett
Carrie Mathison macht es sich nicht leicht: Die CIA-Agentin mit bipolarer Störung verdächtigt den aus achtjähriger Kriegsgefangenschaft in die USA zurückgekehrten Marine Nicholas Brody, ein Schläfer zu sein – und geht mit ihm ins Bett. Dass der Rest der Nation in ihm einen Kriegshelden sieht, macht die Sache nicht einfacher. Die Serie, die von den „24“-Machern auf Basis einer israelischen Produktion adaptiert wurde, ist zu einem globalen TV-Hit geworden. Dass nicht nur patriotische Amerikaner Gefallen an der teilweise etwas stereotypen Darstellung vom Krieg gegen den Terror finden, hat einen simplen Grund: „Homeland“ ist nicht nur ein hochspannender Polit-Thriller, sondern auch eine Liebesgeschichte inklusive Sex, Lügen und Leidenschaft. Bevor im Herbst die zweite Staffel startet, gibt es die ersten zwölf Folgen nun auf DVD.
***** Renzo Wellinger
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