Ebow
Canê
Alvozay/Virgin/Universal (VÖ: 18.3.)
90ies-inspirierter Rap, der vermeintliche Widersprüche unwiderstehlich klingen lässt.
Bitte nicht gleich weiterblättern! Wenn hier behauptet wird, ein Ebow-Album sei ein Crashkurs in aktuellen Debatten um Diskriminierung, Herkunft und Habitus, klingt das natürlich erst mal ganz, ganz schrecklich. Dabei macht Ebru Düzgün, die in Berlin lebende Münchnerin mit kurdischer Familiengeschichte, das Gegenteil von verspanntem Soziolog*innen-Rap. In 90er-inspirierten, minimalistischen Raptracks, die immer tight, nie aber totproduziert klingen, verhandelt Ebow noch leichthändiger als auf ihrem letzten Album K4L vermeintlich komplizierte Identitätsfragen.
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Wenn sie im Song „Prada Bag“ erklärt, warum sie als Woman of color „mit jedem Cent flexen“ muss, auch wenn sie Kapitalismus eigentlich scheiße findet; oder wenn sie im knochentrockenen Hit „Araba“, eine Art gut abgehangene Lo-Fi-Version von „Drop It Like It’s Hot“, die queere Variante der genretypischen Aufschneidereien liefert („Girls besuchen mich wie Sephora“), klingen Ambivalenzen plötzlich dermaßen unwiderstehlich, dass die Schönheit von Lebensentwürfen jenseits der weißen Hetero-Mehrheitsgesellschaft wirklich spürbar wird. Kluge Musik zur Zeit, die diesen Titel tatsächlich verdient.