Ed Harcourt
Monochrome To Colour
Point Of Departure/PIAS Coop/Rough Trade (VÖ: 18.9.)
Vom Singer/Songwriter zum Neo-Klassik-Komponisten.
Mit großer Hingabe arbeitet Ed Harcourt an der Formel, wie es gelingen kann, unendliche Größe in kleinen Räumen zu erzeugen. Chamber-Pop nennt man das Verfahren, man stellt sich als Entstehungsorte dieser Musik beengte Zimmer mit hohen Decken und barockem Wandschmuck vor, dabei nimmt auch Ed Harcourt seine Songs in schnöden Studios auf.
AmazonDas Ziel der Übung: Aus dem Schwarz-Weiß einer ersten Skizze ein farbiges Panorama zu entwickeln. MONOCHROME TO COLOUR hat Harcourt sein neuntes Album genannt, ein sehr passender Titel also. Wie schon auf dem Vorgänger BEYOND THE END verzichtet der Brite auf Gesang, was für ihn den ökonomischen Vorteil hat, dass er vom überfüllten Singer/Songwriter-Genre in Richtung Neo-Klassik rutscht – von wo aus der Weg in große Konzertsäle und lukrative Soundtrack-Pitches geebnet ist.
War BEYOND THE END ein ruhiges, dahinfließendes Piano-Album, fährt Harcourt auf MONOCHROME TO COLOUR deutlich größer auf: „Ascension“ besitzt am Ende beinahe die Intensität des Mogwai’schen Postrock-Dröhnens, auch die Geysir-Anbetungs-Musik von Sigur Rós ist nicht weit. Dann und wann rutscht Harcourt in kitschige Gefilde, die Lieder heißen dann „Only The Darkness Smiles For You“ oder „Drowning In Dreams“, bedienen ohne Widerhaken die Gefühlsfabriken von Happy-Ends in Fernsehfilmen oder Werbeclips mit Nachhaltigkeitsbezügen. Was man aber auch sagen muss: Harcourt arrangiert seine Stücke so komplex, dass der fehlende Gesang nicht auffällt.