Efdemin
New Atlantis
Ostgut Ton/Rough Trade
Zwischen Techno und Soundexperiment: Das Konzeptalbum des Berghain-Residents ist jetzt schon ein zeitloser Klassiker.
Phillip Sollmann hat ein Faible für das Thema Vergänglichkeit. DECAY (2014), das letzte Album unter seinem Techno-Moniker Efdemin, eröffnete mit den Worten „My body isn’t listening to me“. NEW ATLANTIS beginnt mit Kunstikone William T. Wiley, der schwermütig die Schönheit des Todes besingt.
Man muss nicht wissen, wie schwer krank Wiley ist, der das Sample sofort freigab, um Gänsehaut zu bekommen. Entrückte Klangflächen und mystische Drones ziehen hinein in eine Klangwelt, in der die experimentelle Klangkunst, die Sollmann unter seinem bürgerlichen Namen veröffentlicht, und die schweißtreibenden Techno-Tracks des Berghain-Residents verschmelzen. Inspiriert vom gleichnamigen Roman, vertont Efdemin seine psychedelische Reise zur Insel New Atlantis, wo ein utopischer Gegenentwurf von Gesellschaft herrscht. Szenisch folgt man den hypnotischen Soundscapes „At The Strangers House“, feiert ekstatische Rituale im „Temple“ und betritt ehrfürchtig „The Sound House“ – im 400 Jahre alten Roman der Speicher aller verfügbaren Klänge des Universums.
AmazonMit Hackbrettern, Holzperkussion, fremdartigen Stimmungen und der darüberliegenden Patina analoger Bandmaschinen lässt Efdemin die uralte Utopie dank digitaler Produktionsmöglichkeiten Wirklichkeit werden. Gleichzeitig schafft er einen unvergänglichen Klassiker elektronischer Musik.