Eivør
Bridges
Tutl/Cargo
Ethno-Pop mit Hang zur erzählerischen Düsternis.
Ladies and gentlemen, aufgepasst: Eivør Pálsdóttir möchte, dass man sich an sie erinnert! Diesen Wunsch unterstreicht sie sogleich im repetitiven Opener „Remember Me“. Die bei einem derartigen Vorhaben wohl gut funktionierende Vorgehensweise: sich dem aktuell Bewährten entziehen und etwas Unvergleichbares erschaffen. Bei Eivør beginnt das auf Bridges schon einmal damit, dass sie in keiner Weise mehr wie die „Björk der Färöer“ klingt, wie sie in der Vergangenheit schon des Öfteren bezeichnet wurde. Dafür hat sie viel zu sehr die Eingängigkeit mit Hang zu Epos und Kitsch für sich entdeckt. Doch wohnt ihrer Musik auch etwas überaus Intimes inne.
Neun Songs, die den Eindruck erwecken, sie hätte zu ihrer ganz persönlichen Pyjama-Party eingeladen. Mit dem Taschenlampenlicht unter dem blassen Gesicht würde sie dann mit ihrer glockenklaren Sopranstimme verlauten lassen „seven moonlit tears I cried“ („Tides“). Eine Welle von Pathos schwappt mit dieser Zeile herüber – das Sphärische droht sich in der Schlichtheit der gewählten Worte zu verlieren. Auf dem Cover ist passenderweise die Künstlerin selbst zu sehen. Mit ernster Miene, den Blick aus dem Bild heraus gerichtet. Und um sie herum jede Menge Vögel, die in alle Himmelsrichtungen wollen – ebenso unentschlossen wie auch die neue Richtung von Eivør auf Bridges.