Album der Woche

Emily Wells

Regards To The End

Meru/Cargo (VÖ: 25.2.)

Die Multiinstrumentalistin erinnert mit Avant-Pop an die Opfer der AIDS-Krise.

Was tut man, wenn die Welt vor den eigenen Augen untergeht? Man internalisiert den Schmerz, formt sich selbst zur Waffe. „Some kind of violence you feel in the body, my body, my body“, singt Emily Wells in „Blood Brother“. Diese Empathie bis hin zur Selbstaufopferung zieht sich wie ein roter Faden durch REGARDS TO THE END – das zwölfte Album der amerikanischen Multiinstrumentalistin.

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Auf insgesamt zehn Songs singt Wells vom Ende des Menschen – sowohl auf der stofflichen als auch auf der apokalyptischen Ebene. Die AIDS-Epidemie hat eine besondere Bedeutung für die 40-jährige Musikerin, ebenso wie der Klimawandel – zwei Themen, die auf den ersten Blick nicht viel miteinander zu tun haben. Erst beim genauen Hinhören erscheint die Bedeutung des Körpers, des menschlichen Untergangs bei beiden im Mittelpunkt zu stehen.

Worte werden zu Bildern

Stücke wie „Come On Kiki“, „David’s Got A Problem“ und „Arnie And Bill To The Rescue“ widmen sich dem Leben und Schaffen bedeutender Künstler*innen, die oder deren Lebenspartner*innen an AIDS starben – darunter die deutsch-amerikanische Bildhauerin Kiki Smith und David Wojnarowicz, ein bekannter Künstler und AIDS-Aktivist aus New York. Sie alle werden von Wells nicht vergessen, erhalten auf REGARDS TO THE END ein musikalisches Requiem.

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Und was für eins. Emily Wells hat mit ihrer neuen Platte ein extrem vielschichtiges Kunstwerk erschaffen, halb orchestral, halb minimalistisch. Zu elektronischen Elementen gesellen sich Flöten- und Geigen-Loops, die Sounds wabern und vermengen sich zu einem dann doch homogenen Klanggemisch. Und über allem liegt Wells Stimme, die selbst zum Instrument wird, wenn sie die Töne unsäglich lang zieht, Oktaven in einem Atemzug umfasst. Worte werden hier zu Bildern, ihre poetischen Textzeilen sollen Gefühl vermitteln, keine Fakten. Und das Gefühl bleibt.

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