Emma Ruth Rundle
Engine Of Hell
Sargent House/Cargo (VÖ: 5.11.)
Schmachten like it’s 1992: Folk Noir aus dem Seelentresor.
Man sollte meinen, dass der titelgebende Höllenmotor jault wie Werwölfe im Fleischwolf? Aber Emma Ruth Rundle geht es um die Sorte Sorgen, die laut werden, gerade wenn es, oberflächlich betrachtet, leise wird: „So loud, that the company I keep is just mine / It’s the center of my troubles.“ Deshalb trinke sie sich in den Schlaf, singt sie in „The Company“, spärlich von sich selbst begleitet, nur um kurz später zu behaupten, dass es ihr „without you“ nun sehr viel „lighter“ und auch „brighter“ gehe. Das hatten Badfinger und Mariah Carey in ihrem „Without You“ einst noch ganz anders gesehen, aber gut.
AmazonMan weiß gar nicht, wem man diese neue fünfte Solo-Platte von Emma Ruth Rundle am allermeisten ans Herz legen sollte: denjenigen, die sich wünschten, Tori Amos würde mal endlich bitte wieder so genial und rau klingen wie noch 1992; oder denjenigen, die insgeheim davon träumen, Laura Marling würde auch mal die Klampfe weglegen und zum Klavier greifen? Beide Gruppen werden exzellent bedient bei Emma Ruth Rundle. Wobei sogar eingefleischte Fans des vielgelobten Rundle’schen Fingerpickings auf ihre Kosten kommen.
In „Dancing Man“ wischt Rundle die in Sodom und Troja geweinten Tränen beiseite im Garten mit pfirsichfarbenen Blütenblättern. Der Typ ihr gegenüber, der Dancing Man, trägt Make-up und auch sie versteckt ihr innerliches Tohuwabohu – denn: „Poised in perfumes, anointed in blue / The orphans can smile for an afternoon.“ Ach, was für eine Wahnsinnsplatte, um zu schmachten in den Widersprüchen des Alleinseins, das Sicherheit gibt und unsicher macht.