Erdmöbel
Guten Morgen, Ragazzi
Jippie! Industrie/Rough Trade (VÖ: 20.5.)
In den zehn neuen Songs aus der Kölner Litpop-Schule geben die Worte den Beat vor.
Na, was wird denn diesmal die meistgedroppte Zeile aus dem neuen Erdmöbel-Album werden? Ich tippe auf „All meine Ängste gründen ’ne Bigband, die Bigband des Bundesamts für Unsterblichkeit bei Sonnenaufgang“ (aus „Beherbergungsverbot“). Zum Einstieg schenken uns Erdmöbel aber erst einmal ein freundliches „Guten Morgen“, das Reggaemöbel mit Bass und Bläserantrieb ist neu im Katalog.
Amazon„Nichts ist nur irgendwas, mach dir keine Sorgen“, singt Markus Berges und reicht „Kaffee oder Tee“ im leicht mäandernden Tagesanfangsgesang. Zehn Songs haben Berges, Multiinstrumentalist Ekki Maas, Keyboarder Wolfgang Proppe und Drummer Christian Wübben für ihr neues Studioalbum ausgewählt und im trockenen Prosapop-Style aufgezeichnet.
Jetzt hören wir, wie die Grammatik den Pop anschiebt, wie die Worte und die Gedanken, die sie bezeichnen, sich neu sortieren, wie die Wörter (die wir ja auch erst kennenlernen wie eine neue Mitbewohnerin) sich zu Melodien formen, und was für schöne Melodien das sind, zur Gitarre, zum Piano (perlend), alles im Dienste unseres Kopfkinos.
Beim „Palindrom“ wird’s onomatopoetisch, weil wir des Japanischen nicht mächtig sind, beim funky Autotunepopsong „Supermond“ hören wir die Silben tanzen und wollen gleich einsteigen. Und zum Flüchtlingslied „Wir sind nicht das Volk (Lass sie rein)“ unser Kreuzchen machen. Was Al Bano und Romina Power, „Der Bernoulli Effekt“ und „Das Mädchen auf den Stufen“, das Teilchenbeschleuniger wird, hier zu suchen haben, gebe ich nicht preis. Es war mir eine Freude, mit Erdmöbel in den Tag gestartet zu sein.