Ethan Johns
If Not Now Then When?
Rykodisc/Warner
Spartanisches um Folk, Blues und Country kreisendes Soloalbum des Produzenten, der einigen guten Bekannten unter die Arme gegriffen hat.
Er hat es schon mal im Alleingang versucht. 1992 war das, da erschien von der breiten Öffentlichkeit und auch von Insidern weitgehend unbeachtet sein erstes Album Independent Years. Als Produzent war Ethan Johns erfolgreicher. Er hat mit Ryan Adams gearbeitet, mit Kings Of Leon (als die noch brauchbar waren), mit Ray LaMontagne und zuletzt mit Laura Marling. Im vergangenen Jahr wurde Johns bei den Brit-Awards als bester einheimischer Produzent ausgezeichnet. Das kam etwas überraschend, weil er lange Zeit in den USA gelebt und gewirkt hat und die meisten seiner Klienten aus Nordamerika kamen. Auch die durchweg selbst verfassten Stücke auf diesem Album verortet man nicht in Europa. Den unwirschen „Morning Blues“ nicht, den Folk-Song „The Long Way Round“ nicht und auch die zwei, drei Titel nicht, in denen sich der Einfluss von Tom Petty bemerkbar macht. Anders ist das in „Don’t Reach Too Far“, hier erinnern die krächzende Gitarre und der Gesang an die Rolling Stones der 60er-Jahre. Johns ist grundsätzlich darauf bedacht, erdig und zurückhaltend zu wirken. Seine Fähigkeit, Songs durch einen kleinen feinen Dreh eine besondere Atmosphäre zu verleihen, kommt in „The Turning“ in Gestalt von elektronischen Effekten zum Vorschein. Sie empfinden die Geräusche eines drohenden Gewitters nach. Diesen Aspekt sollte er ausbauen. Durch ihn kommt noch mehr Persönlichkeit ins Spiel.
Thomas Weiland