Everything is Amplified :: RCA/Sony Music
Packender Zeitgeist-Sound von Dänemarks Elektro-Rock-Vorreitern.
Troels Abrahamsen ist ein kontemplativer Mensch. Er denkt viel nach, über das Sein und über das Nichts. Nun könnte man sagen: Das machen wahrscheinlich viele Songschreiber. Aber wie viele davon produzieren dann auch ihr Album selbst und komponieren mit ihrer Band zusammen einen Sound, der diese Gedankenwelt, diesen merkwürdigen Zwiespalt von Beklemmung und Freiheit für jeden hörbar wiedergibt? Den Dänen gelang dieses Kunststück bereits 2008 mit ihrem zweiten Album Crushing Digits, einem Elektro-Rock-Brocken mit der Wucht eines Presslufthammers. Drei Jahre später steckt die Welt selbst im lauten Chaos, jede Nachricht von Krieg und Katastrophe wirft existenzialistische Fragen auf. Und in jedem Ton, jeder Zeile von Everything Is Amplified hallen diese Fragen wider: „What the fuck are we supposed to do?“ heißt es im letzten Song, dem reduzierten, entschleunigten „Popular Concussion“, und das klingt wie ein Kommentar zur Lage der Stunde. Kein Zufall, denn Veto übernahmen den Titel für ihr drittes Album aus einer Äußerung des amerikanischen Polit-Comedian Jon Stewart: „If we amplify everything, we hear nothing.“ Und so sind hier die harten Bass-Stöße wohldosiert, die Songstrukturen offener und durchlässiger als auf dem mechanisch-manischen Vorgänger und die Stimme von Abrahamsen bloß jeder Spur von Sexyness und Panik. Everything Is Amplified ist zugleich progressiv und zurückhaltend und bezeugt erneut das große Potenzial der Band, das längst noch nicht ausgereizt ist. Sein oder Nichts? Vetos ungläubige Antwort lautet „This is not“. Und doch, es ist.
Rick Wilhite
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